Sie leben

Immer mal wieder lese ich die seltsame Mär, lege man in der Heiligen Nacht zur zwölften Stunde sein Ohr an den Bienenstock, höre man die Immen wahlweise Weihnachtslieder summen oder das Lukasevangelium rezitieren.

Die erste Frage, die sich aufdrängt ist, ob es auch Bienenvölker gibt, die z.B. zum Opferfest Koransuren summen.

Ich habe zur fraglichen Stunde übrigens meinen Abwasch gemacht und versucht meinem guten Freund in Quito telefonisch zum Geburtstag zu gratulieren, er war aber nicht zu Hause.

Die Bienenstöcke haben die geschätzte Mitimkerin und ich heute geöffnet, einmal kurz nach der Sonnenwende muss das sein, die  als „Wintertraube“ sitzenden Bienen werden mit Oxalsäure beträufelt, um möglichst vielen Varroamilben den Garaus zu machen.

Erfreut waren die Bienen bestimmt nicht, aber mir wurde das Herz so warm sie endlich wieder zu sehen, gut scheint es ihnen zu gehen, viele sind es, genug Futter haben sie. Nun heißt es hoffen, dass uns 2019 ein Kälteeinbruch im März oder gar April erspart bleibt.

Geht es den Bienen gut, geht es mir gleich mit gut.

Keinen Tropfen Honig habe ich dieses Jahr von ihnen bekommen, sie schmusen nicht wie Katzen, sie haben nicht die Treue eines Hundes, ohne Schleier wäre ich heute vermutlich gestochen worden, aber ihre Anwesenheit, ihr Duft, ist pures Glück. Eigentlich immer.

Manche Bienenmythen verklären sie auch zu Botschaftern zwischen den Welten, zum Totenreich gar.

Ich liebe das Irdische an ihnen.

Wie ein starkes wärmendes Herz scheinen die Bienenstöcke zu pulsieren, auch und gerade dann, wenn das Herz in meiner Brust am Zagen ist.

Vielleicht spürte diesen starken Trost derjenige, der sich einst mitten im Winter, mitten in der Nacht  an einen Bienstock  lehnte und vermeinte ihm (oder ihr?) werde das Evangelium verkündet.

Ich freue mich immer über Likes und Kommentare zu meinen Texten, muss aber darauf hinweisen, dass WordPress.com – ohne dass ich daran etwas ändern könnte — E-Mail und IP-Adresse der Kommentierenden mir mitteilt und die Daten speichert und verarbeitet. Ich selbst nutze die so erhobenen Daten nicht (näheres unter Impressum und Datenschutz). Sollte das Löschen eines Kommentars im Nachhinein gewünscht werden, bitte eine Mail an fundevogelnest@posteo.de, meistens werde ich es innerhalb von 48 Stunden schaffen dieser Bitte nachzukommen.

9 Gedanken zu “Sie leben

  1. Christiane Dezember 31, 2018 / 8:03 am

    Ich war einem Bienenstock noch nie so nahe, daher verzeih mir die Frage: Was würdest du hören, wenn du nachts im Winter das Ohr an den Bienenstock legst? Summen? Vibrieren?
    Danke dir für das abgelaufene Jahr. Alles Gute für das neue!
    Liebe Grüße
    Christiane

    Gefällt 1 Person

    • fundevogelnest Dezember 31, 2018 / 1:35 pm

      Liwebe Christiane,
      Bienen halten in dem Sinne keinen Winterschlaf, bei trockenem Wetter über 8 Grad Celsius fliegen sie auch, sonst hocken zusammengeballt im Stock, wärmen sich gegenseitig und ernähren sich von ihren Honigvorräten. Diese wecken Begehrlichkeiten z.B. bei Mäusen (deswegen haben wir Gitter vor) oder auch – Winnie the Pooh lässt grüßen- bei Bären, so denn da welche wären-
      Die Bienen sind also bei Bewegungwen, Störung alarmiert, „brausen auf“, summen halt.
      Leztlich ist jede Störung Stress.
      Komm gut nach 2019
      Natalie

      Gefällt 1 Person

  2. Resi Stenz Dezember 31, 2018 / 9:34 am

    Evangeljum nicht und nicht Koran,
    definitiv nur Weihnachtslieder
    stimmen deutsche Bienenvölker an!
    Wie gäben sie die Laute wieder,

    die stimmlos aus der Kehle kommen
    den Sprechern orjental’scher Sprachen?
    Auch nicht die ganz besonders frommen
    von ihnen können solche Sachen!

    Nur „zziizzijee zzaa zzeeiizzije zzaa“
    krieg’n sie grade hin … einmal im Jah(r)!

    Ein honigreiches Jahr 2019 wünscht
    Resi

    Gefällt 2 Personen

    • fundevogelnest Dezember 31, 2018 / 1:41 pm

      Leztlich kann sich jeder was ins private Süppchen passt ins Summen reininterpretieren und was die Bienen wirklich meinen, werden wir nie erfahren.
      Guten Übergang nach 2019 wünscht
      Natalie

      Like

  3. Myriade Dezember 31, 2018 / 9:59 am

    Auch ich war einem Bienenstock noch nie so nah, dass ich auch nur eine Vermutung darüber haben könnte, was die Mädels da drin so summen und singen. Mich hat auf einer prosaischeren Ebene erstaunt, dass Oxalsäure giftig genug dafür ist, die Milben umzubringen . Ich werde den Jungspinatsalat mit mehr Respekt betrachten 🙂
    Einen guten Rutsch wünsche ich dir !

    Gefällt 1 Person

    • fundevogelnest Dezember 31, 2018 / 1:27 pm

      Es kommt wohl auf die Konzentration an., 3,5 %, man soll mit Handschuhen arbeiten und den Rest im Sondermüll entsorgen, die auch einen guten Übergang nach 2019

      Gefällt 1 Person

  4. gkazakou Dezember 31, 2018 / 10:23 am

    Die Wärme, die von Bienenvölkern ausgeht, spüre ich sogar aus der Entfernung (nah war auch ich noch nicht dran). Grad lese ich mal wieder in dem schönen Buch von David Malouf „Jenseits von Babylon“, wo die Bienen eine ganz besondere Rolle spielen. „Sie liebte die Art und Weise, wie man während der Beschäftigung mit den Bienen sich ihrer Sicht der Dinge fügen musste …. Wenn sie nur einen Augenblick, dachte sie, aus ihrem Geist in den einen Gemeinschaftsgeist der Bienen hineinschlüpfen könnte, würde sie endlich wissen, was es hieß, ein Engel zu sein “ (S. 169)

    Gefällt 1 Person

    • gkazakou Dezember 31, 2018 / 2:18 pm

      Tu das, es ist ein in jeder Hinsicht wunderbares Buch.

      Like

Die Kommentarfunktion ist geschlossen.