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Zum ersten Mal beteiligt sich das Fundevogelnest mit diesem Beitrag an einer Blogparade, der Aufruf dazu stammt von Lydias Welt, einem Blog, den ich kürzlich entdeckt und schon ins Herz geschlossen habe.
Durch Charlottes Adoptionsblog fand ich zu Lydias Frage Was darf man Kindern zutrauen?
Eine Frage auf die es im vielfältigen Fundevogelnest, vielfältige Antworten gibt.
Ich habe drei wunderbare Kinder.
Und weil wir hier ein Fundevogelnest sind, sind diese Kinder aus verschiedenen Eiern geschlüpft und auf verschiedenen Wegen in dieses Nest geraten, mit größeren oder kleineren Lasten auf ihren schmalen Vogelrücken.
Der Wunsch ist, dass sie am Ende alle fliegen werden.
Der erste kann das schon ganz gut, aber er war auch der mit der geringsten Last an Bord.
Von Anfang an umhüllt, gehätschelt, getragen und gestillt lernte er die Welt hoffentlich als einen zunächst freundlichen Ort kennen, einen Ort an dem man Beifall klatschte, wenn kleine Flügel tapfer flatterten.
Und weil er ihnen vertraute, glaubte er den großen Vögeln auch, dass Regeln im Straßenverkehr eingehalten werden und giftige Beeren am Strauch verbleiben sollten.
Manchmal machte die Vogelmama Fehler, zum Beispiel war die Krippe gar nichts für den Kleinkindvogel, heftig zappelte und piepste er dort, bis die Vogelmama, die zwar gelernt hatte, dem kleinen Vogel zu vertrauen, aber sich zu lange von zuviel Seiten belehren ließ, begriff, dass es ihm gar nicht gut ging und ihm eine ruhige Tagespflegestelle suchte.
Ein knappes Jahr später flatterte der Vogel stolz und glücklich in den Kindergarten. Alle Prophezeiungen, dass aus so einem seinen Willen durchsetzenden Vögelchen nichts würde, zerstoben.
Immer mehr traute der Vogel sich zu, weite Flüge machte er an der Seite großer Vögel und da er bald alle Wege kannte, flog er immer öfter allein, gern auch des nachts, lernte seinen Schwingen zu vertrauen. Er leckte auch mal prüfend an einer giftigen Beere, aber er aß sie nicht. Die Vogelmama verlangte noch immer abwechselnd zuviel und zuwenig und lernte, dass die Antwort fast immer im Dazwischen liegt und den Patentrezepten der anderen zu misstrauen ist.
Fast ging sie dem Glauben auf den Leim, ihr eigenes Patentrezept gefunden zu haben.
Dann kamen die anderen Vögelchen ins Nest, die beladenen, mit Lasten, die zu schwer für ihre Flügelchen waren. Viel zu weit waren sie geflattert auf zerzausten Flügeln, die für Langstreckenflüge noch gar nicht gemacht waren.
Trotzdem versuchten sie bei jeder Gelegenheit über den Nestrand zu springen, denn sich vertrauensvoll unter einen Flügel zu schmiegen, hatten sie nicht gelernt.
Und die Vogelmama, die doch dachte ein Patentrezept zu haben – wer mit den Flügeln schlägt, will fliegen – machte wieder ein paar Fehler. Wer mit den Flügeln schlägt, kann nämlich auch einfach vor Angst überwältigt sein oder vom Zorn. Wen die Welt belogen hat, der denkt vielleicht; Woher weiß ich, dass das mit der giftigen Beere wahr ist? Möglich, dass dieses in Wirklichkeit die allerbeste Beere ist, die, die mir keiner gönnt. Wenn keiner guckt, werde iche losflattern und sie essen.
Und die Vogelmama musste lernen, ihre Flügel auch um energisch zum Nestrand strebende und um sich hackende Vögelchen zu legen. Ein Vögelchen im Flug an sich zu binden mag seltsam aussehen, aber es geht, wenn man sich nicht von zuvielen Seiten belehren lässt
Ein zerzaustes Küken kann auch denken, diese Flügel, die sind durch den Gewaltflug damals ruiniert, so nah schleifte ich über den Abgrund, fast wäre ich hineingestürzt, meine Flügel taugen nichts, ich kauere mich auf den Grund dieses Nests und jeden, der von mir verlangt noch einmal einen Flügel zu heben, dem hacke ich die Augen aus, der will mich ja nur in den Abgrund stürzen sehen.
Und die Vogelmama lernte, dass ein liebevoller Schubs sich anfühlen kann wie ein Todesstoß, dass manche Vögelchen nicht nebenher fliegen können, sondern über lange Strecken getragen werden müssen, auch wenn sie schon fast ausgefiedert sind und aus anderen Nestern der Spott widerhallt.
Und die Vogelmama schubst das Patentrezept aus dem Nest, kämpft mit jedem Zuwenig, mit jedem Zuviel und freut sich, wenn sie das richtige Dazwischen aufblitzen sieht.
Manchmal, wenn der Abend über den See zieht, breitet die Vogelmama ihre Flügel aus und fliegt allein, berauscht sich an der Weite über und unter ihr und vertraut wieder dem Schlag ihrer müden Flügel und ihrer Kraft auf der Suche nach dem ewigen Dazwischen.
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Das ewige Dazwischen, wie schön. Ist das nicht der Ort an dem wir alle unser Leben verbringen. Wunderbar sind deine Texte, schade, dass sie nur auf deinem Blog erscheinen
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Wo sollten sie den sonst erscheinen?
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Buch, Artikel ……..
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Ach Myriade, ich habe ja schon ein schwer verkäufliches Buch an der Backe, eine Erfahrung die nicht nach Wiederholung schreit.
Für den Hamburger „Blickpunkt Pflegekinder“ schreibe ich tatsächlich gelegentlich Artikel.
Freuen tut dein Kompliment mich trotzdem sehr!
Natalie
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wunderbare Freiheiten tun sich auf, allein schon durch das Nichtaufanderehören!
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Eine Freiheit, die immer neu erarbeitet sein möchte.
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„Und die Vogelmama schubst das Patentrezept aus dem Nest“ – wie schwer das gewesen sein muss. Ich bewundere das!
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Das Schubsen war nicht halb so schwer wie vor sich und anderen zu diesem Schubs zu stehen.
Das Gute ist, dass ich einige Kinder mit vergleichbaren Problemen kenne bzw. ihre Eltern das bestätigt mich dann schon darin nicht der totale Versager zu sein.
An manchen Tagen fühle ich mich trotzdem so
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Liebe „Fundevogelmama“,
was für ein schöner, poetischer Text – danke! Ich finde, aus ihm spricht Behutsamkeit und ein wirklich liebevoller Blick für den Grad der Freiheit, den jedes unserer geliebten „Vogelküken“ verkraftet, bzw. genießen kann. Ich habe gesehen, dass du auch meinen Beitrag zu Lydias Blogparade gelesen hast. Würde mich direkt interessieren, was deine Meinung dazu ist! Vielleicht findest du ja die Zeit zu einem Kommentar?
Zum Thema „Vertrauen“, das für die Frage „Welche Schritte wage ich in der Welt?“ meiner Meinung nach essentiell ist, habe ich vor kurzem übrigens auch einen Artikel geschrieben: https://mutter-und-sohn.blog/2019/01/12/ein-klares-ja-wie-lerne-ich-mir-und-anderen-wieder-zu-vertrauen/.
Herzlichen Gruß, Sunnybee
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Ich komme demnächst vorbei!
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