Kleine Schutzzauberei

Um gegen die Wirrnisse und Gemeinheiten des Jahres gefeit zu sein, stecke im Februar deine Nase tief in das Winterfell eines draußen lebenden Pferdes.

Im März schnuppere am frisch gesiebten Kompost, während das Rotkehlchen dich mit schief gelegtem Kopf dabei betrachtet.

Im April stecke die Nase in einen Bienenstock, vielleicht lieber mit einem Schleier davor.

Im Mai laufe durch den Duft eines warmen Regens, nackte Füße werden kein Schaden sein.

Im Juni die Rose, die wilde Rose natürlich oder auch die marzipanige Mädesüß am leicht faulig riechenden Bach.

Im Juli stecke die Nase nicht in, aber doch kapp über einen Topf brodelnder Himbeermarmelade. Und irgendwo machen sie noch Heu, nicht nur Silage.

Im August sauge den trockenen Duft einer Kiefernschonung ein, aber lasse dein Feuerzeug um Himmels Willen in der Tasche.

Im September schaffst du es vielleicht, den Wind von der See her in deine Lungen zu lassen, das Tangige und das Salzige.

Im Oktober beuge dich schnuppernd zu den im Grase liegenden Quitten, trage sie heim und lasse ihren Duft deine Räume füllen.

Im November atme ganz tief ein, wenn du ein Haus betrittst, in dem Äpfel lagern, es wird dir wie ein Zuhause vorkommen.

Im Dezember nun wird deine Nase nicht wissen wohin zuerst: Kardamon, Zimt, Muskat, Tannennadel- und Plätzchenduft. Wenn du das abkannst, wunderbar, sonst schäle eine Orange oder öffne das Kästchen mit der im Sommer gesammelten Basilikumsaat.

Frierst du dann  Januar, röste Kreuzkümmel, Koriander und Ingwer für eine warme Suppe an und lasse auf allen Fensterbänken Hyazinthen blühen.

Und sommers wie winters stecke deine Nase ins Haar deiner Lieblingsmenschen, auf, dass sie dir nahe sind und stecke die Nase auch immer wieder in Bücher, die dich umhüllen, trösten, lehren, zum Lachen und zum Weinen bringen

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19 Gedanken zu “Kleine Schutzzauberei

    • fundevogelnest Februar 9, 2020 / 7:40 pm

      Ach ja, dieser berüchtigte Tannenadel -eingebildet bis zum geht nicht mehr, nur Weihnachtsbäume in den höchsten Häusern, mit gemeinen Fichten reden sie gar nicht – alles bloß um den Makel des fehlenden N zu kaschieren.
      (korrigier ich jetzt mal eben ;), vielen Dank

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      • Olpo Olponator Februar 9, 2020 / 7:48 pm

        Ach, ich bin bloß manchmal übermütig, wo Flüchtigkeitsfehler ungewollt einen neuen Sinn ergeben, Entschuldigung 😉 – am Besten gefiele mir die Empfehlung für diesen Monat, aber … hach ja… die Stadt ist sogar für Füchse zu eng. Aber es gibt Marder im Park vis-a-vis und Fledermäuse im Kirchturm, immerhin … 😉

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        • fundevogelnest Februar 9, 2020 / 8:57 pm

          So charmant lasse ich mich gern auf Fehler hinweisen.
          Hamburg ist ja eine recht weitläufige Stadt mit erstaunlich vielen wilden Tieren und Pferde werden hier am Stadtrand viel gehalten.
          Im Augenblick hat sich hoffentlich alles gut verkrochen, es stürmt, dass die Fensterscheiben vibrieren.

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          • Olpo Olponator Februar 10, 2020 / 3:18 am

            Charmant, ich ? Danke, jetzt bin ich glatt rot geworden …
            Ach ja – Hamburg. Da hätt‘ ich bleiben sollen. Hoffentlich drückt der Wind das Wasser nicht die Elbe hoch… Und über die Außenalster in den Bahnhof … Den Hühnerstall vllt mit ein paar Fendern schwimmfähig machen – für alle Fälle … 😉

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          • Olpo Olponator Februar 10, 2020 / 10:59 am

            Daumen hoch für Cyril und Sabine.
            Offenbaar ein freundliches Paar.

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    • fundevogelnest Februar 9, 2020 / 7:53 pm

      Dänisch kann ich leider nicht.
      Unfd nun frage ich mich, ob „faulig“ das richtige gewählte deutsche Wort war.
      Ich dachte nicht an Güllegestank, sondern an den typischen schlammigen Geruch eines nicht mehr viel Wasser führend Bachs im Hochsomer,dieser Geruch vermählt mit dem süßen Mädesüßduft an einem heißen Tag ergibt eine betörende Mischung, die einen seltsame Gedanken haben lassen kann.
      Konkret dachtean die Wandse, von der ich vermute dass sie Ihnen durch das Projekt „Forelle 2010 bestens bekannt sein dürfte. Sie fällt ja im Oberlauf fast jedes Jahr trockenund diesen typischen Geruch nannte ich immer „faulig“ Gibt es ein passenderes Wort?
      Ich grüble gerade.

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  1. Ulli Februar 9, 2020 / 10:44 am

    Die Düfte im Jahreskreis … das gefällt mir sehr! Danke für diesen olfaktorischen Beitrag.
    Liebe Grüße
    Ulli

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    • fundevogelnest Februar 9, 2020 / 8:50 pm

      Alles weil ich seit vielen, vielen Jahren wieder mit einem Pferd gekuschelt habe, ich mag den Geruch wirklich sehr.

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  2. gkazakou Februar 9, 2020 / 11:46 am

    das sind sehr gute Ratschläge! Mit guten Wünschen, dass sie sich immer realisieren lassen.

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  3. fundevogelnest Februar 9, 2020 / 8:52 pm

    Wahrscheinlich ist es rarsam die Gerüche den eigenen Vorlieben und Möglichkeiten anzupassen.
    Ich weiß, dass viele z.B. Hyazinthen eher abstoßend finden.
    Und zu vielBienennähe ist auch Geschmackssache.

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  4. violaetcetera Februar 9, 2020 / 9:22 pm

    Wir sollten das ganze Jahr über mit allen Sinnen genießen, da hast du so Recht.
    Liebe Grüße
    Viola.

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    • fundevogelnest Februar 10, 2020 / 10:52 am

      Ja, so kleines Glück zu hamstern gibt tatsächlich kleine Vorräte für schlechte Zeiten.
      Nun geht der Kleine Fundevogel nun schon bald zwei Jahre reiten und so lange habe ich gebraucht zu realisieren WIE glücklich mich der Geruch nach Pferd macht. Schön blöd…

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    • fundevogelnest Februar 11, 2020 / 9:04 pm

      So schöne Komplimente sind ein Schtuzzauber der ganz besonderen Art.

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