Ich habe es getan.
Die Drahtschere habe ich extra für diesen Tag gekauft.
30 Jahre nach 1989, in den Zeiten von Zäunen gegen Wildschweine und Flüchtlinge habe ich einen Zaun zerschnitten.
Meinen Zaun, den schrebergärtlichen Schutzwall gegen Kaninchen, Kiffer, Hunde und die böse Außenwelt an sich.
Die Kiffer schaffen es sowieso schon ganz gut über die Hecke auf unsere Terrasse, und richten dort außer Kippen wenig Schaden an, meist kommen sie aus der nahe gelegenen Waldorfschule die haben genug Taschengeld, sagt der Student der Geowissenschaften.
Der Kleine Fundevogel. gegen dessen Wanderlust ich den Zaun ganz praktisch fand, schaffte es schon mit zwei Jahren, auf den Rasenmäher zu steigen, den Riegel der Pforte aufzuschieben und unverdrossen nur mit einem pinken Body gewandet einen Putzeimer unterm Arm den Rasenmäher durch das Quartier zu schieben. Nachdem ich wusste, dass er weder ertrunken noch überfahren worden war, fand ich die Geschichte auch lustig.
Also Zaun oder nicht Zaun ist völlig egal?
Wenn da nicht die Igel wären.
Was nützt ihnen der schönste, naturnah gestaltete, giftfreie Garten voller Schnecken und Asthaufen, wenn sie das gelobte Land nur durch Drahtsechsecke betrachten können?
Und für mich ist ein Garten ohne Igel gar kein richtiger Garten. Nun hoffe ich auf Igel, dienach ihrem Winterschlaf meinen Garten für genauso ein Igelparadies halten wie ich und nicht etwa einfach stachelrümpfend weiterziehen. Ja, ja beim ersten Igelkakahäufchen auf ihren kippengeprüften Terrassenplatten wird man die Frau Fundevogel Freudensprünge machen sehen – hoffentlich unbeobachtet von der hochgeschätzen Nachbarschaft.
Die hat mich gewarnt. Vor dem Schrebergartenfeind Nummer Zwei (direkt nach der Inkarnation des Bösen, dem Maulwurf), vor der völligen Vernichtung. Die Kaninchen werden sich in Heerscharen durch meine Gemüsebeete wälzen, alles vernichten und mir das letzte Blättchen Grünkohl zwischen den Zähnen herausreißen…
Manchmal ist mir das Vokabular des gemeinen Schrebergärnters etwas zu faschistoid und ganz spezielle Exemplare machen verbal auch nicht bei Kaninchen und Maulwurf halt.
Allein deshalb muss das Experiment gemacht werden.
Ein bisschen mulmig ist mir schon, wenn es zu arg werden sollte, werde ich einzelne Beete einzäunen – Maschendraht habe ich gerade genug – und mit so chicen Plastikschutzglocken aus Kunststoff, die in irgendeinem Gartenkatalog angepriesen werden liebäugele ich auch schon, auch wegen der Schnecken, denn Schneckenkorn wird hier wegen der nicht vorhandenen Igel auch niemals gestreut.
No risk, no fun. No rabbit, no hedgehog.
Ich werde aus dem grenzenlosen Garten weiter berichten.
Ohne Igel ist überhaupt alles nur halb so schön.
(diesen hat Mary Adler für mein Buch „Zwischenzeit“ gemalt)
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Aha, Buch ?
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Ach seit 2016 schon . mein persönliches Desaster
https://fundevogelnest.wordpress.com/about/
Dir versuche ich jetzt keines anzudrehen. Am 27. Januar habe ich ein Exemplar in deine schöne Heimatstadt verkauft und es ist NOCH NICHT ANGEKOMMEN
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Das kommt noch, du wirst sehen ;-!
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Ich hoffe DU wirst baldsehen, danke für diese Geduld
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nema problema – wir steuern das doch beide nicht … 😉
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Na hoffentlich wenigstens nicht am 27.jänner 2016 🙄😁
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Und warum Desaster, es ist doch ein Buch geworden ?
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Ein Buch, um dessen Verkauf sich der Verlag nicht kümmert, macht nicht so glücklich – ist eine lange Geschichte
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Nicht so sehr kümmert – kann ich bestätigen. Ich habe es erst irgendwo unter Speziell oder so gefunden, nicht unbedingt, wo man dieses Buch erwarten würde. Die Leseprobe war wiederum gut organisiert und der Text sowieso überzeugend, was man wiederum nicht dem Verlag zugute halten kann – freu mich schon über Johanne und ihre Akkuranz was lieblose Tierärzte betrifft, wiederzulesen; diesmal genüßlich und nicht im ‚Vorüberfliegen‘ 😉
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Im Grunde ein treffliches Lehrstück, wie unkritisch wenn ein geschmeicheltes Hirn werden kann..
Manches lernt man halt auf die schmerzhafte Art, wobei weder mir noch anderen existentieller Shaden entstanden ist.
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Igel fauchen so schön, wenn man sie erschreckt 😁
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Sie machen selbst unerschreckt coole Geräusche, vor allem auch bei ihrem sehr ausdauernden ,,, Sex.
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Stimmt und sie lieben das trockene Katzenfutter. Ist auch ein gutes Lockmittel, um den Igel einzubürgern 😊
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Die Ratten – denen Zäune so etwas von egal sind – würden eine wilde Party schmeißen und dann habe ich doch noch ein Nachbarschaftsproblem.
Im Moment gehe ich noch als das schrullige Original durch.
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Bei uns besorgten die Katzen die Lösung. Bis ich auf der Gemeinde anrief. 5 Ratten in 3 Tagen waren dann doch arg zu viel … 🤦🏼♀️
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Der Garten liegt am Bach, das sind Ratten schon okay, nur füttern muss ich sie ja nicht auch noch.
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Ui … das hört sich tierisch wild an … 😉
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Zeiten der Zäune?! Wir haben 1992 ein Häuschen bauen lassen, ein Reihenhaus nach dem Wohnungseigentümermodell, dessen Gärtchen durch keinerlei Zaun von den Gärtchen der benachbarten Häuser getrennt war. Als ich das Haus 2017 verkaufte – wir wohnten schon lange nicht mehr dort -, hatten die handtuchgroßen Gärtchen allesamt mannshohe Hecken. Keine Erscheinung des Zeitalters, wenn du mich fragst, eher eine der Menschen, die dort wohnen. Ich finde deine Entscheidung für Offenheit großartig, so oder so.
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Ja, grauslich.Und wahrscheinlich keine kunterbunten lebendigen Hecken, sondern Thuja, Scheinzypresse unfd Zierlorbeer… Als ich meinen Garten übernahm, sah er aus wie ein Friedhof hinter Maschen- und Stacheldraht
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Exakt. Schreckliche Hecken aus meiner Sicht.
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„Manchmal ist mir das Vokubular des gemeinen Schrebergärnters etwas zu faschistoid“ Haha!
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Ausmerzen, vernichten, mit Stumpf und Stiel ausrotten und dabei bitte gründlich vorgehen!
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In der Zeit wo man nur von Zaun errichten hört… schön erfrischend. Schöne Grüße und alles Gute!
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Danke.
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