Heute kann es regnen, coronan oder schnei’n…

Seit Freitag bröselten die Fundevogelgeburtstagspläne dahin. Beim Abholen aus der Kita war klar, dass die Geburtstagsrituale der Kita für den Kleinen Fundevogel diesmal nicht stattfinden würden, jedenfalls nicht an seinem Geburtstag. Am Sonntag sagte ich dann den Gästen für nachmittags auch ab. Das Vögelchen war und ist ordentlich am Husten. Wie bei jedem kleinsten Infekt vermutlich wochenlang, das kennen wir schon und die Hustenhygiene sitzt noch immer nicht, obwohl schon lange vor Corona eingeführt. Feiern mit der Oma und den ebenfalls hochbetagten Großeltern aus Leidenschaft wurden deswegen ebenfalls gestrichen. Gestern noch hegte ich -meiner Abneigung gegen Zoos trotzend – den Plan zur Feier des Tages einmal leibhaftige Elefanten anzugucken, vorausgesetzt der Husten sei soweit eingedämmt, dass man sich in eine U-Bahn wagen könnte.

Heute macht Hagenbeck dann auch zu. Das Kind ist einsichtig, die Elefanten sollen kein Corona kriegen.

Der Spielplatz soll auch leer bleiben.

Kuchen und Geschenke sind noch erlaubt! Die Großeltern aus Leidenschaft und die Beste Freundin lassen sich eine Geschenkübergabe an der frischen Luft mit hoffentlich genügendem Abstand nicht nehmen. Die Oma stellt Geschenke vor die Tür. Und er bekommt eine E-Mail, die erste in seinem Leben.

Doch was machen wir dann?

Das Geburtstagskind schlägt vor die Gartenpforte abzuschleifen, ein immer wieder aufgeschobenes Projekt. Und ist glücklich mit der rüttelnden, lärmenden Maschine in der Hand. Das war ein toller Geburtstag, murmelt es, als es endlich völlig überdreht ins Bett sinkt.

Wahrscheinlich wirklich alles eine Frage der inneren und äußeren Flexibilität, solange man gesund bleibt und nicht in von der coronafixierten Öffentlichkeit vergessenen Kriegen und Flüchtlingslagern um sein Überleben kämpfen muss, wo die Seuche nur eine Geißel mehr unter vielen ist. Die meisten dieser Menschen würden wohl zwei Wochen Quarantäne in einem deutschen Flüchtlingsheim als recht geringen Preis für ihre Aufnahme empfinden.

Und ich denke an jene Kinder, die auf einmal den ganzen Tag mit einer Familie zusammengesperrt sind, in der Langmut Mangelware und Gewalt der gewöhnliche Lösungsweg ist. Kindergärten und Schulen fangen vieles ab.

Ich wünsche mir weise, warmherzige Entscheidungen für Menschen, deren Hauptproblem nicht Corona heißt. Ich hoffe, dass Menschen nur physisch voneinander rücken und dabei neue Wege der Solidarität und des Miteinanders finden, sehe gerührt manche listige Idee keimen.

So egoistisch wie geunkt finde ich viele Menschen hier um mich herum nämlich gar nicht. Klar Knalltüten lauern immer und überall, doch ich sehe mehr Nachbarn füreinander sorgen, als sich gegenseitig Klopapier zu entreißen und ich bin wahrhaftig nicht die einzige Krankenschwester, die von sich aus Extraschichten anbietet. Viele sind einsichtig, zeigen Größe trotz aller Zumutungen und wollen nicht nur Hagenbecks Elefanten vor Corona bewahren.

Das weckt in mir eine vielleicht verrückte Hoffnung: Ganz viel Undenkbares wird in diesen Tagen der Bedrohung denkbar und machbar, viel Geld wird bewegt und man springt plötzlich über Schatten, die größer sind als man selbst – mit dieser kollektiven Erfahrung im Gepäck müsste es doch auch möglich werden gemeinsam gegen Klimawandel und Artensterben stark zu werden. Existentielle Probleme, die nicht so bald verschwinden werden wie diese Pandemie.

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7 Gedanken zu “Heute kann es regnen, coronan oder schnei’n…

  1. gkazakou März 18, 2020 / 11:34 am

    Jedenfalls gefällt mir der Geburtstagswunsch deines kleinen Fundevogels. Ordentlich arbeiten, Krach machen. Langsam wird es zu leise in der Welt, alle gehen auf Zehenspitzen, als handle essich darum, keine schlafenden Hunde zu wecken.

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    • fundevogelnest März 18, 2020 / 11:16 pm

      Also falls es dir zu leise wird, schicke ich dir mal eine Tonaufnahme aus dem Fundevogelnest. Der Kleine Fundevogel geht zwar immer auf Zehenspitzen , aber leise ist er dabei nie, er spricht nicht, er brüllt. Immer, er klappert, scheppert, klopft.
      Schon nach wenigen Tagen ohne jedwede anderweitige Betreuung (außer wenn ich arbeite, aber da ist es auch nicht leise) zerrt dieser Lärm schon recht arg an meinen Nerven.
      Ihn werde ich nicht ändern, Corona auch nicht, also muss ich mich mental damit einrichten. Morgen werden wir die Pforte fertig haben.

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      • gkazakou März 18, 2020 / 11:39 pm

        ich versteh dich schon. Immerhin war er produktiv tätig….

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        • fundevogelnest März 18, 2020 / 11:56 pm

          Es waren zwei tolle Nachmittage, solange wir noch in den Garten laufen dürfen, bin ich recht zuversichtlich gut durch die Wochen zu kommen.
          Den ganzen Tag in der Wohnung wäre allerdings wirklich eine Prüfung (die man ja durchaus bestehen könnte…)

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          • gkazakou März 19, 2020 / 12:00 am

            das darf man einem Kind nicht antun. Und auch nicht seiner Mama.

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  2. violaetcetera März 18, 2020 / 6:12 pm

    Mein erster Impuls war „Der arme kleine Fundevogel!“ Nur um dann später festzustellen , dass der Geburtstag zwar anders, aber doch schön war. Da können wir viel vom kleinen Fundevogel lernen, finde ich

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  3. fundevogelnest März 18, 2020 / 11:54 pm

    Vielleicht wird er sich nun noch als alter Mann an seinen sechsten Geburtstag erinnern …
    Und ich war mir nicht ganz sicher, ob zwei der drei eingeladenen Kinder überhaupt gekommen wären, der Fundevogel ist halt eine etwas schwierige Persönlichkeit, selbst eingeladen war er noch nie …

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