Zum Herbstbeginn schickt die Etüdenwortspenderin, die von mir immer gern gelesene Kommunikatz, uns Etüdenverrückten ganz zünftig in die Pilze (siehe Illustration). Danke Lea, die Worte waren perfekt.
Ich bin eigentlich richtig gut im Pflanzen bestimmen, aber Pilze sind für mich Terra Incognita und ich belasse es beim Bewundern und lieber stehen lassen. Und nehme mir Jahr für Jahr vor endlich mal an einer anständigen Pilzführung teilzunehmen.
Im Moment fühlt es sich an, als müsste ich dazu auf mein nächstes Leben warten, den das Nest ist noch immer ein höchst bedürftiges und täglich schießen neue Anforderungen aus dem Boden, nun ja, wie Pilze.
Immerhin gelingen kleine Fluchten, mit der Besten Freundin war ich auf der Gose-Elbe, einem Altarm der richtigen Elbe, paddeln. Ein Vormittag voller Herbstsonne und Freundschaft mitten in der Woche, einfach perfekt. Und die Kuh auf dem Rathausmarkt habe ich auch getroffen.
Die wichtigste Alltagsflucht ist und bleibt aber das so gut in den Falten des Tages unterzubringende Schreiben. Daher, danke liebe Christiane für die perfekte Etüdenbereitung. Jedes Mal wieder.

Ein Riesennest Rotkappen sprießt unter meiner Lieblingsbirke, wer hätte das gehofft in diesem staubtrockenen September?
Adem schaut fasziniert zu, wie ich die Pilze zum Trocknen auf Fäden ziehe, versucht es selbst mit seiner zierlichen Vierjährigenhand und nachdem er mich fast gepiekst hat, gelingt es ihm die Nadel gerade durch den Pilz zu stechen.
Seine Mutter lässt ihn mich „Oma“ nennen, haben doch keine Verwandten hier, wissen überhaupt nicht genau, welche noch leben in Syrien oder sonstewo .
Ich lasse es mir gefallen, bin ja nun alt und wenn schon Kinder um mich rum sein sollen, dann eines wie Adem. Ich mag seinen ruhigen Enthusiasmus, seine Neugier, seine Fragen. Was er an mir mag, weiß ich nicht.
Während Adem im Umgang mit der Nadel sicherer wird, umspült mich Traurigkeit. Wird er noch Pilze sammeln können, wenn er groß ist, wird er diese Fertigkeit weitergeben können? Oder wird er der Letzte gewesen sein? Wird die Dürre gesiegt haben? Den ganzen Sommer hab ich ihm Tagpfauenaugen zeigen wollen und hab keine gefunden.
Immer galt ich als die, die nichts erschüttert. Gestimmt hat das nie. Verheimlicht habe ich, wie das Schwinden mich verzweifeln ließ, verschleiert, dass ich deshalb nie Kinder hab haben wollen. Adems Mutter hält es für mein grausames Schicksal, dabei hab ich kräftig nachgeholfen. Immer mehr Schwinden: Die Wäldchen meiner Kindheit, die Kiebitze, die Schwalbenschwänze, die Tagpfauenaugen am Ende nun sogar. Hab lang gezögert überhaupt in die Pilze zu gehen, mag weder löchrige Baumkronen sehen, noch Fichtenskelette. Will mir nicht mehr den Kopf verdrehen nach Faltern, die dann nicht sind.
In der Nacht kann ich nicht schlafen, doch dann träum ich, Adems Eltern sollen hingerichtet werden und bringen mir ihren kleinen Jungen. Ein strenger Mensch mahnt, ich müsse für Adem nun zuversichtlich werden auf immer.
Was man sich nicht alles so zusammenträumt.
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Schon interessant, was für eine kleine Geschichte aus drei Worten entstehen kann 🙂
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Na, das ist ja irgendwie das Ziel des Spiels, nicht wahr?
Wirklich überraschend finde ich immer, was für unterschiedliche Früchte die Inspiration trägt.
Das Lesen der anderen Etüden ist mindestens so aufregend wie das selbst Schreiben.
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Ich finde das auch recht interessant, was da so bei herauskommt. War ja jetzt zum ersten Mal dabei 🙂
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Zuversichtlich. Was man sich alles so erträumt. Ich lese das und bemerke, wie wenig zuversichtlich ich gerade bin. Und eigentlich immer weniger. Ach je.
Danke dir, wie immer, wie immer freue ich mich über deinen nachdenklichen Text.
Morgenkaffeegruß 😁🐈☕🥐👍
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Ich merke, dass ich in Bezug auf die sehr zermürbende Situation hier im Nest eigentlich sehr zuversichtlich und inzwischen doch einigermaßen gelassen bin.
Entweder projeziere ich all‘ meine Angst und Verzweiflung in den Zustand des Planeten oder die Lage ist wirklich so schlimm, möglicherweise liegt die Antwort im Zwischenbereich.
Natalie, inzwischen beim abendlichen Kräutertee
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ein sehr schöner Text, der leider gar nicht zuversichtlich stimmt.
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Liebe Gerda, ein wenig knüpft die Etüde an einen Dialog von uns an. Es ging um doe Coronadiskussion und die verschiedene Wahrnehmung von Angst, du hattest mir mit Zitaten aus dem Erlkönig geantwortet, das ganze kann ich nicht mehr finden.
Und da fühlte ich mich auf einmal sehr erkannt, mit meiner wirklich mich schon mein Leben begleitenden Wahrnehmung des Schwindens und Verzweiflung darüber. Gepaart mit dem Wundern wie wenige diesen Erlkönig sehen oder gar fürchten, sondern mich belächeln wie ein Kind mit zu viel Fantasie.
Eigentlich wollte ich dir antworten, das ging dann in den Alltagswirren mal wieder verloren und die Gedankengänge wurden zur Etüde …
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Zuversicht ist auch das Letzte, was mir dazu eingefallen wäre. Deine Etüde ist wunderschön und bringt in mir sehr Vieles in Resonanz, soll heißen, trifft mein eigenes Empfinden und meine Gedanken über die Welt sehr genau. Danke, dass Du meine Wörter so nachdenklich und tiefgründig verarbeitet hast.
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Liebe Lea,
Komischerweise dachte ich genau das, die Etüde passt zu dir und dem was du schreibst, war aber nicht die Absicht beim Schreiben. Die Geschichte kam, wie Geschichten halt so kommen.
Natalie
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Zutiefst an den eigenen zweifelnden Gefühlen rührend und gleichzeitig so warm und schön geschrieben – es ist gut, dass die Etüden oft etwas viel Wichtigeres wirken als nur eine Textaufgabe zu lösen, sondern Kanälen bereiten für etwas, das formuliert werden möchte.
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Ja, es ist erstaunlich, was drei Wörter in Gang setzen konnen, aber so funktionieren ja die meisten Kreativitätsanregeaufgaben. Das Gehirn ist schon eine wunderliche Angelegenheit.
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Me, Myself and I – von der Trance-formation des Ich
Buch-Neuerscheinung:
„Ausgesetzt zur Existenz“ – warum der Mensch ein Schicksal ist
– vom Ausgang aus der unverschuldeten Absurdität –
Franz Sternbald
{Das Buch zum Virus, ohne ihn ein einziges Mal zu benennen …denn es geht um die Klärung der Frage, wo bleiben Du und Ich bei dem, was danach kommt}
Wenn Sie nichts vermissen, bedeutet das noch nicht, daß Sie nichts verloren haben.
Erfahren Sie nun, was Ihnen durch den gegenwärtigen Umbau unserer Lebenswirklichkeit abhanden gekommen sein wird, wenn die Transformation der gesellschaftlichen Ordnung, sowie der politischen und wirtschaftlichen Willensbildung, zu ihrer Vollendung gelangt sein wird.
Die Ausrufung einer globalen Pandemie ist die Klimax in einem Stück, das uns Alle zu einem digital-orchestrierten Panik-Schwarmbewußtsein zusammenscheuchen soll.
An dem Drehbuch haben Sie und Ich mitschreiben dürfen, indem wir uns stillschweigend in unsere darin vorgesehene Rolle gefügt haben, Als Medien-Rezipienten und Steigbügelhalter für die Umsetzung einer global-politischen Agenda; indem wir uns über unsere Individualität eine Maske (persona) streifen lassen, um den Part des reibungslos verwertbaren Produzenten und Verbraucher, des Kunden und Patienten, zu spielen. Und so werden wir durch die Inszenierung getrieben, vor wechselnden Kulissen von Lügengebäuden und falschen Flaggen.
Wir werden aber zum Ende hin bei keiner Instanz mit der Klage über unser Lebensschicksal durchkommen, wenn es dereinst heißt: Es geschah nach Deinem Willen!
Was aber war unser Ich, bevor wir es uns abkaufen ließen, um zum Personaldarsteller zu werden?
Aufrichtig gesprochen, „Ich“ war niemals frei zu handeln, vielmehr handelte es sich .. in einer Gitterbox kausaler Bestimmtheiten.
Wir können garnicht tun, sondern wir ereignen uns.
Notwendig ist künftig eine praktische Existenzphilosophie zur Rechtfertigung der Subjekthaftigkeit gegen die Zudringlichkeit der Verobjektivierung.
Sind wir zwar nicht eigentlich frei zu handeln, liegt unsere eigentümliche Freiheit dennoch auf dem Grund unseres Seins. Möglicherweise haben wir uns demnach den Käfig der kategorischen Gesetztheit selbst geflochten. Freiheit wurde auf dem Weg vom Sein in die Existenz zur Bestimmtheit. Allein im Bewußt-Sein ist somit die funktionale Verbindung von Freiheit und Bestimmung zu suchen.
Mit dem Buch „Ausgesetzt zur Existenz“ fordert der Autor Franz Sternbald Sie auf: Holen Sie sich ihr Ego zurück; Werden Sie sich dessen gewahr Wer Ihr Ich eigentlich ist!
„ Was soll nicht alles meine Sache sein …..,nur die meinige soll nicht meine Sache sein?! “
Ich zu sein, vermag nur Ich selbst
aber …
Wer ist eigentlich ICH?
Zu welchem Zweck behaupten wir ein subjektives Ego, und worin besteht ein objektiv legitmierender Sinn für die Forderung nach Anerkennung eines
unbezähmbaren Geistes der uneingeschränkten Subjektivität
Zu welchem Ziel strebt letztlich die Entwicklung der Selbstbewußtwerdung alles Lebendigen?
In welchem überragend widerspruchsvollen Verhältnis steht das absolute Selbst zur Endlichkeit seines individuellen Daseins?
Mit diesem Buch wird ein Deutungsversuch unternommen für das Ego als einem Ding, oszillierend zwischen Dualität und Polarität, von Identität und Alienation, von Eigentümlichkeit und Entfremdung,
auf dem Weg von Mir zu Dir
Von nun an wird Ich nicht mehr gezählt, sondern gewogen
*
Ausgesetzt zur Existenz – warum der Mensch ein Schicksal ist
– vom Ausgang aus der unverschuldeten Absurdität –
Franz Sternbald – BoD-Verlag; D-Norderstedt
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Sehr geehrter Herr Sternbald,
Der Satz: „Wenn Sie nichts vermissen, bedeutet das noch nicht, dass Sie nichts verloren haben“
trifft den Umgang einer Mehrheit mit dem Schwinden der Natur sehr gut.
Ansonsten erschließt sich leider mir Ihr Kommentar und der Zusammenghang mit meinem Text auch beim zweiten Lesen nicht.
Ich hoffe Ihr Buch ist verständlicher geschrieben, viel Erfolg damit.
Die Frau Fundevogel
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Sehr geehrte Frau Fundevogel,
der Verlust des Natürlichen, der sich schon alltäglich im Defizit der Natürlichkeit im Umgang mit dem Mit-Mensch und Mit-Tier bemerkbar macht, ist ein Symptom der Denaturierung des Lebens an sich. Schon schickt sich eine machtvolle Interessenswetterlage über dem Horizont heran, die einen lautlosen Sturm bringen wird: die zudringlichen Zumutungen einer Künstlichen Intelligenz (KI), die nahezu sämtliche Lebensbereiche überwältigt. Schon huldigen wir dem Bild der Natur über die digitale Brilliantaufnahme mit rechnergenerierten Farbwerten. Es gibt Naturliebhaber, die die längste Zeit des Tages mit der Verwaltung digital-sozialer Bildwelten beschäftigt sind, Der hastige Gang durch die noch ’natürlich‘ empfundenen Parkwelten wird mit smarten Body-Tracking-Equipment abgehandelt. Als ich jüngst über einen Grashalm gebeugt ein recht seltenes Insekt beobachtet hatte, fragten Passanten, was ich denn da machen würde, da gebe es doch garnichts zu sehen ..
Verzeihen Sie den komplex empfundenen Stil, ich mochte es mir eben bloß nicht zu einfach machen, ohne es dem Andern schwerer zu machen.
Aber ja, gewiß doch hat „Ausgesetzt zur Existenz“ gerade mit dem zu tun, Was Sie tun .. vorausgesetzt Sie möchten auch gerne erfahren, Wer da tut, was er tut!
Hochachtungsvoll, stern*
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Hab Deine ruhige, tiefgründige, nachdenkliche Geschichte gern gelesen und mir ist dazu eingefallen: Frag doch den Aden mal, was er an Dir mag 😁
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Nur zur Sicherheit: Ich hab‘ mir Adem ausgedacht und die Icherzählerin auch.
Ich finds ziemlich offensichtlich, was er an ihr mag, ihre Hingabe, ihre Bereitschaft und Geduld seine Fragen zu beantworten, ihn Pilze auffädeln zu lassen, die Oma zu vertreten, die nictht bei ihm sein kann …
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Du siehst so läuft das bei mir…. sogar bei anderen Geschichten laufen bei mir Filme…. aber ich glaub doch, dass ich Dich „durchgespürt“ hab. 😉
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Na, klar.
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