Es irrt, wer glaubt, die Rettungsmission der Fee Cardámine und des Erzählvogels sei eine einmalige Angelegenheit gewesen. So einfach macht die Frau Fundevogel es ihnen nicht. Und sich selbt schon mal gar nicht.
Die Fee ist mittlerweile eingezogen bei der, die sich in übermütigen Momenten noch einbildet ihre Schöpferin zu sein, und sich von Tag zu Tag mehr auf ihren kleinen libellenflügeligen Coach verlässt.
Aus den Fundevogelproblemen hält Cardámine sich raus, Kinderaufzucht ist der Feen Sache nicht.
Was die kleine Fee nicht davon abhält sich an der Kochkunst des Großen Fundevogels zu überfressen, besonders der „prüfungsrelevante“ Pannacotta und die Crepes haben es dem kleinen Süßmaul angetan und wenn der Kleine Fundevogel abends passend zu den Temperaturen ein Weihnachtsbuch vorgelesen haben will, kuschelt die Fee sich ungesehen in die Kissen und lauscht, als Winterschlafhaltende haben Geschichten, die im Schnee spielen, sie schon immer fasziniert.
Nach dem gemütlichen Teil stecken Vogel, Fee und Frau die Köpfe zusammen. Eine Fee, ein Vogel und eine müde Frau können allein das Sterben der vertrauten Welt nicht aufhalten. Wie sollten sie das schaffen? Aber vielleicht auf ein paar Quadratzentimetern… für eine gewisse Zeit…
Für Insekten, Vögel und Feen zumindest.
Wenn die Frau Fundevogel nur nicht so feige wäre. Immer wenn sie irgendwo ein Anliegen vortragen muss, das ihr wichtig ist, das sie berührt, schrumpft sie auf Mausgröße zusammen, piepst und räumt ein, verheddert sich in ihrem Wissen und hat für jede noch so platte Ausrede Verständnis.
Nie wieder, das hat sie sich vor Jahrzehnten schon geschworen, wird sie die Sprecherin irgendeiner Gruppe sein.
Und wie soll das gehen?, fragt der Erzählvogel streng, soll ich vielleicht mit dem Vermieter telefonieren? Oder die Fee? Das musst du schon selbst machen!
Aber wir sind bei dir, versichert Cardámine. Mit ihr auf der Schulter wird es gehen meint die Frau Fundevogel tapfer. Am Zaudern und Herzrasen ändert das zwar nichts, aber so funktioniert das ja schon seit Jahrzehnten ganz gut.
Das Haus, in dem wir wohnen, steht in einer Straße, die quasi Privatbesitz ist und sogar den Namen des Eigentümers trägt. Irgendwann in den Sechzigern machte die Familie ihre Baumschule zu Geld, indem sie sie in eine Anlage mit ca. zwölf Etagenhäusern umwandelte. Gepflegt sieht das hier aus und diesen Zustand stellt ein Schwarm fleißiger Arbeiter mit Balkenmähern, Laubbläsern und Motorsensen ohrenbetäubend und käfermordend regelmäßig wieder her. An den Kanten der Häuser behaupten sich tapfer einzelne kleine Beete von den dort Wohnenden gepflegt und mit Zäunchen und Steinreihen vor den Mähkommandos beschützte.
Wie schön gepflegt und lebendig könnte es hier erst aussehen, wenn zwischen den Spielflächen der Kinder die Wiesen kunterbunt blühten, gar Schmetterlinge darüber hinflögen?
Ja, sagt die Nachbarin und jene auch, das wäre hübsch , aber einen Brief unterschreiben, nee das geht aus diesen oder jenen Gründen nicht, Angst um meine Beete, war die interessanteste Antwort.
Schreib „zeitgemäß“, fordert der wortgewandte Vogel, und dass die SAGA das auch macht.
Die Vermietersekretärin ist ganz begeistert, aber auch auf jede zitternde Nachfrage kommt immer nur, der Herr der Straße würde sich melden.
Du musst beharrlich sein wie ein nektarsammelndes Insekt, die lassen sich auch nicht abwimmeln, behauptet Cardámine und antwortete schnippisch überhaupt nicht, als die Frau Fundevogel fragt, wie sie sich den bitte schön eine abwimmelnde Blühpflanze vorzustellen haben.
Die laden doch ein.
Und das passiert dann plötzlich und unerwartet am anderen Orte.

Und da dachte sich das selbsternannte Insektenrettunskommitee, man könnte doch mal freundlich fragen, ob ein Teil einfach ungemäht bleiben könne.
Der Vereinsvorsitzende sinnt hin und sinnt her (freundlich und beharrlich, mahnt die Fee), rückt dann die Nummer der Zuständigen raus, quasi nicht erreichbar die gute Frau, stets im Außendienst (beharrlich …)
Dann ruft ein mitreißender junger Mann an, so schnell wie der redet, kann frau mit einer zappligen Fee auf der Schulter kaum mitschreiben. DAS wäre doch was für das Blühflächenprogramm des Bezirks Wandsbek, über zwei Hektar Blühwiese seien dadurch seit 2018 entstanden, Saatgut würde gestellt, ausgedienter Spielplatzsand zur Abmagerung des Bodens auch und es gibt beachtliche Fördergelder, ja gerne auch noch drei Obstbäume davon kaufen, alte Sorten bitte sehr, unterschreiben Sie am besten sofort, am 25. entscheidet die Bezirksversammlung über den Antrag.
Der Vereinsvorsitzende ist krank, er sinnt hin und er sinnt her, beharrlich liebe Fee, das schickt sich nicht, wenn einer Schmerzen hat, zur Not geht es doch auch im nächsten Jahr.
Die Fee quengelt, will ihren Garten aber jetzt und na gut, noch EINE letzte SMS.
Der Vereinsvorsitzende sinnt wohl noch weiter, meldet sich nicht. Fee, nun ist mal gut.
Und dann unterschreibt er. Ganz ohne Gequengel.
Kriege ich eine Belohnung?, fragt Cardámine. Das hat sie sich beim Kleinen Fundevogel abgeguckt, der die Belohnung aussuchen darf.

Im Garten blühen inzwischen Cardámines Namensschwestern auf.

Als nächstes der Vermieter, sagt sie und verschwindet im Wiesenschaumkraut.
Fortsetzung hier
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Der Wächter schaut so freundlich und entschlossen zugleich aus, dass da gar nichts mehr schief gehen kann. Gratuliere!
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Der Drache gehört eigentlich in ein Computerspiel (Supermario) habe ich gerade gelernt, hier vermischen sich die Welten.
Inzwischen war Ortsbegehung mit dem Grünflächenamt und die Fläche ist abgesteckt.
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Super! Begeisterung und Beharrlichkeit sind ein gutes Team.
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Zauberhaft!
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Ja, es ist erstazunlich wieviel Magie nötig ist, damit ich einen simplen Antrag stelle …
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