Cardámines Garten (2)

Cardámine, die Fee, ist so übermütig und vergnügt, dass sie über der Au fliegend Purzelbäume schlägt.

Du siehst aus wie eine angeschickerte Libelle, lacht der gemächlich hinter ihr herfliegende Erzählvogel. Cardámine keckert wie ein Eichelhäher.

Auf dem Erdboden bei der Frau Fundevogel ist die überschäumende Freude noch nicht ganz angekomen, vielleicht ist sie zu müde dazu, außerdem reibt sich ihr Ego – etwas, was die anderen beiden nur erstaunt anglotzen– gerade einen ordentlichen blauen Fleck.

Der große Vorsitzende hat den Antrag auf eine Blühwiese zu seiner Sache gemacht. Weniger wegen denen, die eines Tages darauf herumfliegen werden, sondern weil er die auf der bisherigen Fläche ihren Müll Hinterlassenden los werden möchte.

Er kann reden. Und tut es beim Ortstermin mit dem Grünflächenamt auch sehr überzeugend. Aus 200 qm werden im Nu 250qm. Die Finanzierung dreier Obstbäume alter Sorten wird zugesagt, wegen Corona seien so wenig Fördergelder abgerufen worden.

Von dem kannst du was lernen, flüstert der Erzählvogel der Frau Fundevogel ins Ohr. Er ist schwer begeistert von den Worten, die da fallen Abmagerungssubstrat, Schröpfschnitt.

Die Frau Fundevogel ist beeindruckt, sie hatte doch einfach nur beim Grünflächenamt angerufen mit der Bitte einen Teil der Fläche nicht mehr zu mähen, dass dafür der Boden mit einem Bagger abgetragen werden muss, der Boden mit verbrauchtem Spielplatzsand abgemagert wird , eine spezielle Saatgutmischung eingebracht wird – sie hatte immer gedach.t das wüchse von selbst.

Das machen wir! Zusätzlich als Experiment! Schwuppdiwupp wird noch mehr Fläche zum selbstständig wachsen abgesteckt auf dem sanft geschwungenen Hügel, der keine eiszeitliche Endmoräne darstellt, sondern ein gewaltiges Fernwärmerohr birgt, weshalb die Fläche auch eindeutig aus dem Bebauungsplan raus ist.

Der Finanzierungsantrag wird noch am selben Abend in der Bezirksversammlung positiv beschieden.

Am Sonntag spaziert ein überaus vergnügter großer Vorsitzender am Fundevogelgarten vorbei, Freitag schon habe er sich mit der Gartenbaufirma und noch einmal dem Grünflächenamt getroffen.

Du wolltest mir Bescheid sagen.

Ah Frau Fundevogel, des war doch net nötig. Du hast doch soviel zu tun mit deinen Kindern.

Das mit dem nicht abgerufenen Geldern habe ihn hellhörig gemacht, die Wege in der Gartenkolonie werden demnächst saniert, ach ja und nächstes Jahr noch einmal 250 qm Blühwiese. Die verrückten Ideen der Frau Fundevogel erweisen sich als überaus lukrativ.

Das ganze ist nun sein Projekt, etwas bei dem Burgfräuleins und minderjährige Feuerdrachen nichts verloren haben zitiert der Erzählvogel. Aber jeder, der die Ritter-Rost-Geschichten mit seinen Kindern hören musste, weiß dass ohne die beiden auch nix läuft …

Die erste Portion Abmagerungssubstrat wurde auch schon geliefert.

Überwältigt von soviel Tempo in einer Sache, die jahrelang keinen Milimeter anzuschieben war, setze sich Frau Fundevogel vor ihre eigene kleine Blühwiese. Cardámine sagt freu dich doch endlich und verschwindet im immer noch blühenden Wiesenschaumkraut.

Am blauen Himmel tauchen zwei der dieses Jahr so raren Mauersegler auf.

Ich decke euch den Tisch, sagt die Frau Fundevogel. Immer noch verwirrt.

Fortsetzung hier.

Ich freue mich immer über Likes und Kommentare zu meinen Texten, muss aber darauf hinweisen, dass WordPress.com – ohne dass ich daran etwas ändern könnte — E-Mail und IP-Adresse der Kommentierenden mir mitteilt, die Daten speichert, verarbeitet und an den Spamerkennungsdienst Akismet sendet. Ich selbst nutze die erhobenen Daten nicht (näheres unter Impressum und Datenschutz). Sollte das Löschen eines Kommentars im Nachhinein gewünscht werden, bitte eine Mail an fundevogelnest@posteo.de, meistens werde ich es innerhalb von 48 Stunden schaffen dieser Bitte nachzukommen.

8 Gedanken zu “Cardámines Garten (2)

  1. wildgans Mai 31, 2021 / 12:46 pm

    Reiche Ernte hier an schönen Worten…Danke. Ganz wunderbar: „angeschickerte Libelle“!!
    Gruß von Sonja

    Gefällt 1 Person

    • fundevogelnest Mai 31, 2021 / 8:57 pm

      Schon eine etwas ungewöhnliche Beschreibung eines Umweltschutzprojekts 🙂
      Aber ich fürchte wir verlieren mehr als Vielfalt an Natur, wir verlieren auch Vielfalt des Geistes, unsere Geschichten wurzeln tief in diesem Planeten und denen, die sie bewohnen.
      Selbst die, die im Beton spielen.

      Gefällt 2 Personen

  2. kommunikatz Mai 31, 2021 / 1:32 pm

    Wow, das hört sich toll an und ich hoffe, es ist alles wahr und Du hast nicht zu viel dazugedichtet 😉 Herzlichen Glückwunsch jedenfalls zu dieser schönen Entwicklung der Dinge!

    Gefällt 1 Person

    • fundevogelnest Mai 31, 2021 / 9:00 pm

      Hallo Lea, was soll ich mir den ausgedacht haben? Dass Feen und Erzählvögel kein Ego haben?
      Dass Feen beim Fliegen Purzelbäume schlagen können? Oder etwa dass Ämter mehr bewilligen als beantragt wurde.
      Nee,nee ich schwöre beim Libellenflügel meiner Fee und dem Schnabel meines Erzählvogels: Das hat sich alles so zugetragen.

      Gefällt 1 Person

  3. Christiane Mai 31, 2021 / 2:23 pm

    Ach, Glückwunsch, super. Ich glaube das ja immer erst so richtig, wenn ich es konkret sehe, aber KLINGEN tut es schon mal hervorragend! 😁🌞🌼🐝🐞🦋🐛🐜🦗🕷️👍👍👍

    Gefällt 1 Person

  4. fundevogelnest Mai 31, 2021 / 9:01 pm

    Genau das ist meine Gefühlslage. Ich wittere noch immer den Fallstrick.

    Gefällt 1 Person

  5. Olpo Olponator Juni 10, 2021 / 1:55 pm

    Soo viele Löwenzähne – da wurden nicht bloß die Hummeln satt… heuer hat sich die Anzahl im WildGartenHof immerhin etwa verdoppelt – die Mühe mit dem Hinblasen an vorstellbare Standorte hat sich vllt gelohnt…

    Gefällt 2 Personen

Die Kommentarfunktion ist geschlossen.