Es gibt Frost. Die Kürbisse müssen rein.
Das war das letzte , das die Meli gesagt hat, sagt Penny, Fassungslosigkeit in jeder einzelnen Silbe.
Dass eine wie die Meli überhaupt Krebs kriegen und sterben kann, geht schon eigentlich nicht, aber dass sie uns keine Worte hinterlässt wie Haltegriffe.
Die Kürbisse hätten wir auch so reingeholt und hätten dabei gesagt es gibt Frost, die Meli hätt gewollt, dass wir die Kürbisse reinholen.
Sie hätte ihre letzten Worte sorgsamer wählen können,aber vielleicht hatte sie gar nicht vorgehabt an dem Tag zu sterben. Es hatte sich abgezeichnet, aber möglicherweise hat sie es genauso wenig wahr haben wollen wie die Penny und ich.
Die Meli war immer dagewesen, im selben Reihenhaus wie die Penny und ich, mit ihrem Gemüsegarten, wo andere nur Kirschlorbeer, Cotoneaster und wenn es hochkommt einen Tomatenstrauch hatten.
Der Penny ihr Vater, der hat gesoffen und zugeschlagen, wenn eins von den Kindern nur mal an der Wand gekrakelt hat. Wenn es ihr daheim zu kitzlig wurde, ist die Penny immer zur Meli. Bei uns daheim hat keiner gesoffen und gehauen, aber heimelig wars bei der Meli auch so.
Wir haben ihr im Garten geholfen. Besonders die Kürbisse, die hat sie besser gehegt als andere im Reihenhaus ihre Babys. Sie hat uns ihren selbst gemachten Saft eingegossen und erzählt wie sie in Nicaragua Kaffe gepflückt hat. Damals ist sie noch am Wochenende auf Demos gegen Atomkraftwerke gegangen, das hat sonst in den Reihenhäusern niemand getan. Leider haben wir die Meli nie in den Fernsehnachrichten gesehen.
Als die Meli krank geworden ist, war die Penny schon im Heim und wir in das neue Haus umgegezogen. Wir sind trotzdem weiter zu ihr gegangen und am Ende haben wir den ganzen Garten gemacht.
Hoffentlich erscheint sie uns als Geist, sagt Penny.
Aber vorerst ist Frost.

Der Wortverdreher, dessen Art die Worte zu verdrehen ich ausgesprochen schätze, spendete die Wörter für die aktuelle, morgen schon wieder vergangene Etüdenrunde.
Kürbis, krakeln und kitzlig mussten sich mit bis zu 297 weiteren Wörtern – die aber nicht alle mit K beginnen mussten – zu einem Text beliebigen Genres zusammenfinden.
Bei Christiane ist zu lesen wie andere diese Aufgabe lösten, sie ist es nach wie vor die uns den wunderbaren Rahmen für dieses schöne Spiel zusammenstellt.
Danke und immer wieder danke.
Ich freue mich immer über Likes und Kommentare zu meinen Texten, muss aber darauf hinweisen, dass WordPress.com – ohne dass ich daran etwas ändern könnte — E-Mail und IP-Adresse der Kommentierenden mir mitteilt, die Daten speichert, verarbeitet und an den Spamerkennungsdienst Akismet sendet. Ich selbst nutze die erhobenen Daten nicht (näheres unter Impressum und Datenschutz). Sollte das Löschen eines Kommentars im Nachhinein gewünscht werden, bitte eine Mail an fundevogelnest@posteo.de, meistens werde ich es innerhalb von 48 Stunden schaffen dieser Bitte nachzukommen.
Weißt du, es heißt ja immer, dass eine*r erst tot ist, wenn man sich nicht mehr erinnert oder nicht mehr von ihr*ihm spricht. Was das angeht, wird sie so lange leben, wie ihr lebt, denn ihr werdet euch immer daran erinnern, dass die Kürbisse reinmüssen, wenn der Frost kommt … 😢😏
Danke dir für diese zauberhafte schwerleichte Etüde!
Beschwingte Nachtgrüße 😀🎶🍷🍪👍
LikeGefällt 1 Person
Danke für deine lieben Worte.Um Missverständnisse zu vermeiden, ich habe die Geschichte nicht erlebt, jedenfalls nicht außerhalb meines Kopfes.
Den Satz mit dem Frost und den Kürbissen hatte ich sofort, die passende Geschichte musste sich erst einfinden.
LikeGefällt 1 Person
Ich bin berührt beim Lesen, und da ist es fast egal, ob er einen autobiografischen Hintergrund hat oder nicht. Dass du den Satz zuerst, also vor der Geschichte, hattest, hab ich gefühlt 😉
LikeGefällt 1 Person
Die berühmten letzten Worte, werden wohl oft etwas überbewertet. Zählt nicht viel mehr das Leben und die Taten davor? Und da scheint sie Gutes vollbracht zu haben, zumindest lese ich dies aus der schönen Geschichte heraus, 😊🍂🌼
LikeGefällt 1 Person
Ich bin da ganz der selben Meinung. Die beiden Protagonistinnen scheinen mir noch sehr jung und sie haben das Bedürfnis nach Halt und Sinngebung.
LikeGefällt 1 Person
„Sie hätte ihre letzten Worte sorgsamer wählen können, aber vielleicht hatte sie gar nicht vorgehabt an dem Tag zu sterben.“ Mein Lieblingssatz in der Geschichte. Er stößt Gedanken an.
LikeGefällt 2 Personen
Ich stelle es mir zu viel vor ausgerechnet am Ende des Lebens, wenn alles schwer fällt, jedes Wort zu bedenken…
Ganz abgesehen davon, dass vielen am Ende das Reden ohnehin nicht mehr möglich ist.
LikeLike