Vorbemerkung:
Kobolde ernähren sich vorwiegend von menschlicher schlechter Laune, Gereiztheit, Nörgelei und Wutausbrüchen. Diese Grundnahrungsmittel erzeugen sie mit großem Fleiß selbst.
Zu besonderen Gelegenheiten jedoch lieben sie Passasa, eine Leckerei, die im Wesentlichen aus einer Mischung aus Schokoladenpudding und Beton besteht. Beim Schlingen knistert sie verheißungsvoll in der Kehle, wegen der eingearbeiteten Gummibären, Nägel, Reißzwecken und Luftpolsterfolienschnipstel.
Wenn man von beharrlich Streit erzeugenden Kobolden verfolgt wird, sollte man einen Wegweiser mit den Worten: Passasa Freigeschenk! Hier entlang! aufstellen natürlich in eine Richtung weisend, in die man auf gar keinen Fall selbst möchte. Dieses probate Mittel wurde vom Kleinen Fundevogel entwickelt.
Vorbemerkung Ende.
Am 2.2.22 soll es wieder soweit sein: Der große Sportwettbewerb der Koboldgilden in der altehrwürdigen Hamburger Kanalisation steht unmittelbar bevor. Hauptpreis sind wie immer mehrere Kubikmeter Passasa, die von der siegreichen Gilde im Höllentempo vertilgt werden müssen, bevor die Abwasserwirtschaft die Ursache der allwinterlichen Rohrverstopfung ausmachen kann. Koboldsportwettbewerbe muss mann sich nicht übertrieben sportlich vorstellen, eher so eine Art Mixed Material Arts, bei der auch Beißen und Kneifen nicht tabu sind. Zum Glück heilen Verletzungen bei Kobloden so schnell aus wie bei Zeichentrickfilmfiguren, in der nächsten Szene ist alles wieder heile, ohne dass operiert oder genäht werden muss.
Wiedumir und Soichdir gehören zur Gilde der Nervensägen, die zwar unverdrossen Jahr für Jahr an der großen Schlacht um den Hauptgewinn teilnimmt, aber eigentlich gibt es nicht den geringsten Hoffnungsschimmer, dass sie ihn je erlangt Die Wegdrängler und Schlagedraufs sind einfach besser aufgestellt. Der Gewinn wird traditionell immer zwischen diesen beiden Gilden ausgemacht.
Mussabernichtmussabernicht, nervenkreissägt Soichdir schon seit einer guten halben Stunde und das bringt den pfiffigen Wiedumir auf eine Idee.
Eigentlich ist es bei dem mangelnden Ehrgefühl aller Koboldartigen ziemlich erstaunlich, dass vor ihnen noch niemand diesen Einfall hatte, nicht mal die Fiestrickser, die es für alle Ewigkeiten unverzeihlich finden werden, dass die stets mit leiser Verachtung geschmähten Nervensägen ihnen bei diesem Coup zuvorgekommen sein werden.
Es gibt tatsächlich nur eine einzige Wache und die schnarcht überfressen vor sich hin.
Die Gilde der Nervensägen schuftet die ganze Nacht, die einen mit den Schubkarren, die anderen am Herd.
Als am nächsten Morgen der Startschuss fällt, sind die Nervensägen viel zu erschöpft, um sich richtig ins Getümmel zu schmeißen, die anderen Gilden erwarten von diesen Weicheiern sowieso nichts anderes.
Bald stehen Katzen mit gesträubten Schwänzen da, Hunde jaulen, die Internetkabel arbeiten unzuverlässig und es entsehen Risse im Asphalt, so heftig sind die Interferenzen des Schlachtgeschreis unter der Straßendecke. Im großen Koboldhaufen ist nicht mehr zu erkennenen, wem welcher Fuß, Kopf oder Klaue gehört. Grünes Blut sprizt.
Am Ende sind wieder einmal die Schlagedraufs Erster, rammen ihre Zähne mit Siegesgeschrei in die Masse, verstummen kurz und brüllen dann schauderhaft Betrug! Verrat! Rache!
Während der daurauffolgenden Massenschlägerei sitzen die Nervensägen längst in ihrem Rohrsystem, schlingen bis ihnen schlecht wird und werfen ihre Helden Wiedumir und Soichdir in die Passasa und schlecken sie wieder ab.
Die Abwasserwirtschaft, die Lokalpresse und auch die Hamburger Politik befassen sich noch wochenlang mit dem aus allen Gullys quellenden Wackelpudding.

Albern geht doch noch, irgendwie tröstlich.
Dem Kleinen Fundevogel gebührt der Dank fürs Mitfabulieren, wobei die Geschichte erst deutlich nun … sagen wir mal … ausschweifender war.
Sie passte jedenfalls hervorragend zu den Wortvorgaben der Extraetüden, die es immer gibt, wenn der Monat einen Extrasonntag hat. Bei Extraetüden darf man 500 Wörter verwenden und die war dieses denkwürdige Ereignis in der Hamburger Kanalisation auch wert.
Vorkommen sollten die Wörter, die im Januar gespendet wurden: Hoffnungsschimmer, unverzeihlich und nähen vom Uretüdenerfinder Ludig Zeidler, sowie Wackelpudding, knistern und unverdrossen von Frau Stachelbeermond.
Allen Lesenden, Mitschreibenden und natürlich der Etüdenpflegerin Christiane tausend Dank für diesen Spaß in anstrengenden Zeiten.
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Dir gebührt aus meiner Sicht ein Ehrenplatz für die Verwendung des Schwierigwortes des Jahres an letzter Stelle ;-!
Und dem Kleinen Fundevogel vielleicht einer der zahlreichen SanftKoboldpreise für die Mitarbeit ?
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Du bist ja optimistisch schon im Februar das Schwierigwort des Jahres zu küren.Das Erfinden war schon spaßig genug, das braucht keine Belohnung und jetzt ist die Geschichte auch noch echt im Internet, sowas aber auch.
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Wenn ich mit etwas NICHT (mehr) gerechnet hatte, dann war das Wackelpudding!!! 😁🤣😁🤣😁🤣
Ich stelle mir Wackelpudding vor, der aus den Gullys hervorquillt, und bin an diesem trüben Dienstagvormittag schlagartig mehr als erheitert 😁 – Kinder! Nicht nachmachen!
Hach, danke, tut gut. 🧡
Herzliche Grüße an euch beide!
Vormittagskaffeegrüße 😁☁️☕🍪👍
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Dabei arbeitet doch die ganze Geschichte auf den Wackelpudding hin, aber Kobolde essen sowas nun mal nicht. Da quillt es dann heraus.
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Da schicke ich auch einen herzlichen Gruß an den kleinen Fundevogel. Die Idee mit dem Schild gefällt mir und es wäre sehr interessant zu erfahren, ob die Sache funktioniert. Wenn ja könnte man doch die Welt mit verschiedenartigen Schildern pflastern 😉
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Die Schilder funktionieren, wenn man schnell genug ist. Wenn die Kobolde erstmal in die Schlacht reiten, sehen sie keine Schilder mehr.
Dafür dürfen die Schilder genauso unsichtbar sein, wie die die sie lesen sollen. Ganz wichtig ist auch reichlich Koboldspray in der Handtasche zu haben.
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Hab sofort ein Paket Götterspeise-Pulver gekauft und in den Gully rieseln lassen. Mal sehen, was über Nacht daraus wird und wir überhaupt noch raus auf die Strasse kommen werden.
Ansonsten habe ich mir einen Kringel an den Bauch gelacht!!!
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Ich glaube mit einem Paket kommst du nicht weit. Das Schreiben hat auch Spaß gemacht.
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das Lesen hat nicht minder Spaß gemacht! herzlichen Dank!
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