Falls die eine oder der andere von Ihnen sich fragt, ob der Erzählvogel der Frau Fundevogel im August tot von der Schulter gefallen sein sollte, so kann ich versichern, dass das treue Geschöpf sie in gewohnter Schwatzhaftigkeit durch den Sommer begleitet hat
Eine Sommergeschichte war da, eine voll Flohzirkus und überquellendem Honig. Viel Nestliches dazu, dem die Frau Fundevogel gern in der vitrtuellen Abteilung des Nestes Struktur verliehen hätte, wissend das dieses Ordnen ein beruhigendes Echo hat in der Wirrnis der Tage.
Aber kaum hat die Frau Fundevogel in diesen Sommertagen Zettel und Stift in der Hand oder strebt an, ihre Tastatur jenseits der Bändigung eines sich stetig verkomplizierenden Alltags zu nutzen, erklingt ein dumpfes Grrrrmpf. Die Tasten ächzen unter der Masse eines Wesens, das auf ihnen liegt, zaghaft zippelt sie an dem Eckchen Papier, das unter den Massen des Tastaturwalrosses hervorlugt, aber da reißt nur ein Fitzelchen ab. Keine drei Wörterchen passen darauf.
Frau Fundevogel starrt auf das Walross und das Walross schaut mit tiefen dunklen Augen zurück.
Den GPS -Tracker fürs flüchtige Vögelchen muss ich noch aufladen, denkt die Frau Fundevogel und die Wäsche, zur Hilfe,die ist ja noch gar nicht aufgehängt und außerdem müsste ich dringend rauskriegen, wie und überhaupt.
Was mache ich bloß.
Wenn.
Ganz dringend müsste ich noch.
Wen könnte ich noch fragen.
Ob.
Der geht es viel schlechter als mir, die müsste ich dringend
.
Das Walross nickt. Aus seinen Barthaaren fallen Wassertropfen aufs Parkett.
Als alles notdürftig erledigt ist, schnarcht das schreibtischfüllende Walross und lächelt im Schlaf.
Nie ist es eine gute Idee Walrösser aufzuwecken, sollen nicht ungefährlich sein, diese so sanftmütig wirkenden Kolosse.
Also geht die Frau Fundevogel zu Bett, das Maulen des enttäuschten Erzählvogels, das seiernde Quengeln der vernachlässigten Pflichten im Ohr.
Kaum ist das Licht aus, sind die Nachtgespenster da, man sollte es schaffen vor der Geisterstunde zu Bett zu gehen. Sie jaulen Schulzeitverkürzung, und Jugendamt, von Familienuntauglichkeit und grusligen Medikamenten und kaum hat die Frau Fundevogel diese Anfänger in die Schranken verwiesen, sind ihre Mentoren da, schrill triumphierend, das ist er der Klimawandel, wann hat du den letzten Schmetterling gesehen? Was hast du erbärmliches Wesen dagegen getan, glaubst stattdessen Fundevoegel aufziehen zu können und siehst ja jetzt, dass du nix taugst, zu gar nichts. Und Krieg führen sie um ein Atomkraftwerk , viel zu genau ahnst du was dabei passieren kann, viel zu genau um eine Sekunde zu schlafen, sieh wir treiben dich kreischend durch die Nacht.
Und plötzlich macht es Grmmpf und nur ein winziges Zipfelchen Gespenst lugt unter dem Walross hervor. Die Frau Fundevogel hüttet sich daran zu zippeln.
Und schläft ein.
Das nervige Tastaturwalross ist ein Schutzengel.
Ein Schutzengel für schwierigste Zeiten.
Schlafen, weitermachen, geradeaus schauen, nicht irre machen lassen, schlafen, das Beste Geben,
Schlafen.
Reduziert, aber effektiv.
Heute morgen, als der Regen beruhigend an die Balkontür prasselt, ertönt vom Schreiben her ein leisesPlatschen,
Das Kielwasser breiter Flossen ist im Septemberregen zu ahnen.
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Dass du unter dem zu erahnenden irrwitzigen Stress überhaupt noch schreiben kannst, bewundere ich. Das Erfinden und das poetische Beschreiben eines Wesens wie das Walross ohnehin …. Alles Liebe wünsche ich dir und mögen sich doch wenigstens ein paar Lösungen finden
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Danke dir, mit den Lösungen ist das hier gerade wie im Märchen von Has und Igel, immer wenn ich eine hab, sitzt da der nächste Knaller und ruft “ Ick bin all door”
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Wenn der an sich quicklebendige Erzählvogel kein Zipfelchen Feder vor das Walroß kriegt, wäre es an der Zeit. Wohlwissend, daß ich keine Ahnung habe wofür, denn mit, auch sanfter, Gewalt geht nix, das wissen wir alle vier. Vielleicht hat der Koloß Einsehen zwischendurch mal, wenn auch stark fragmentiert – ihm das zu schreiben wie eben getan, kann jedenfalls nicht falsch sein.
Wir werden sehen.
Ich drück‘ die Daumen, ganz fest.
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Ich werde auf jeden Fall weiterschreiben.
Nun sind die aderigen zu Ende, der AuPair ist da, ab Oktober arbeite ich weniger im Krankenhaus, es gibt gewissen Grund zur Hoffnung das Walross zu beurlauben.
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Vielleicht solltest du das Gästezimmer in ein Schwimmbad verwandeln und es dort einquartieren, man weiß ja nie, wozu man Walrösser so brauchen kann. Und ein Schwimmbadzimmer ist auch nicht zu verachten.
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Nachdem im Sommer ein lebensmüdes Wasserrohr die ganze Wohnung in ein Schwimmbad verwandeln wollte, bin ich diesem Vorschlag ausgesprochen abgeneigt.
Es war doof. Und nass. Und hat gestunken.
Außerdem habe ich kein Gästezimmer, ich habe ja noch nicht mal ein Schlafzimmer.
Ich schicke das liebe Walross zum Chillen in die Au, da ist es schön.
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Ach du liebe Güte, nein, soweit wollte ich dann nicht gehen – die ganze Wohnung! Da kann ich deine Abneigung sehr gut verstehen. Unter diesen Umständen würde ich auch kein Schwimmbad in der Wohnung haben wollen. (Obwohl ich schon mein ganzes Leben lang von einer Rutsche vom Balkon direkt ins Schwimmbecken träume. Hach. 😍)
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Immerhin haben wir seitNeustem eine Rutsche vom
Bett in den Sitzsack
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Och… stell dir vor, du hast eine Rutsche vom Balkon ins Schwimmbecken und vom Schwimmbecken führt ein gläserner Tunnel zurück ins Haus (natürlich mit Luftlöchern), und da gibt es ein ganzes Zimmer, das bis oben hin mit Wasser gefüllt ist, es hat keine Decke und da kannst du raussteigen und bist im Wohnzimmer. 😊 Selbstverständlich leben Fische und Schildkröten im Wasser. So sahen meine Kindheitsphantasien vom perfekten Haus aus. Immerhin habe ich jetzt ein Bad! Man muss ja mit kleinen Dingen zufrieden sein. 😁
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🙂 🙂 🙂
Bei meiner Patentante lebt eine Schildkröte im Bad, die heißt Theodosia und begleitet meine Tante seit über sechzig Jahren.
Auch nicht schlecht, oder?
Ich selbst habe einen Erzählvogel, einen Taschendrachen,eine Fee und seit neustem ein Walross.
Soviel Wasser wollte ich noch nie in der Wohnung haben, lieber einen kleinen Wald, mit Bächlein für Walross und Fee.
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Da gab es doch viel, viel früher mal diese Kinderserie, da konnten die Kinder durch eine Waldtapete direkt in den Wald spazieren… vielleicht hatten sie ab und zu eine Schildkröte dabei… 😊
60 Jahre?! 😯 Wow!
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🙂
Die Vereerbung der Schildkröte an den Enkel ist schon festgelegt. Ich hoffe aber dass meine liebe Tante und ihre Schildkröte noch lange leben.
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