Aus dem Haar der Schrifttstellein rinnt Wasser, ihr Kleid klebt klatschnass am bibbernden Leib. Da sie gerade vorhat, ihr Manuskript samt Laptop in der Regentonne zu versenken, passt das literarisch nicht schlecht.
Und auf Regen haben doch alle sehnsüchtig gewartet.
Kein Wort haben wir über diese Regenflut geschrieben, kein Wort., also übertreib mal nicht so.
Mit klammen Fingern versucht die Schriftstellerin das handhohe, an den Rändern ausfransende Männchen vom Tonnenrand zu schubsen. Wer von denen, die sie in den Feuilletons als sensible Prophetin des Untergangs preisen, ahnt, dass ihre Phantasie ein bleiches, keifendes Rumpelstilzchen ist?
Hätte es doch ein Jahr früher diesen gewaltigen Stoff herausgerückt: Vom Atomkraftwerk, das von Truppen einer in ihrem Fall nicht näher bezeichneten Großmacht besetzt wird und dessen verbliebenen Angestellten in erschöpfter Verzweiflung zwischen Strommangel und Beschuss versuchen den Kühlkreislauf irgendwie aufrechtzuerhalten.
Sowohl aufrechte Dissidentinnen wie zwielichtige Gestalten suchen im nun schon aufquellenden Manuskript im umkämpften Kraftwerk Schutz, vertrauend auf einen letzen Funken kollektiven Überlebenswillens, der die endgültige Katastrophe verhindert. Liebesgeschichten entstehen in diesem gespenstischen Ambiente und scheitern, Kinder werden geboren, Jugendliche erwachsen..
Die Weltgemeinschaft schaut zu, auf Sofas in einer weitgehend unbemerkt sich erschöpfenden Welt voller sozialer Verwefungen.
Ein großer dystopischer Roman hätte das werden können., manche Kritiken hätten ihn wohlmöglich als überzogen enpfunden..
2022 jedoch …
Eine Phantasie, die sich von der Realität überholen lässt, ist unananständig.
Sie pfeffert einen Schwall Papier in die Tonne, mit dem früh gefallen Laub bildet es rasch eine widerwärtige Pampe,
Verzweifelt versucht die Phantasie einzelne Seiten rauszufischen und fängt bedenklich an zu schwanken.
Es ist nicht der entgangene Ruhm, es ist das verdammte Ende der Geschichte, brüllt die Schriftstellerin und hebt den Laptop in die Höhe
Du könntest es än …, piepst die Phantasie, rutscht ab und versinkt.
Nach kurzem Zögern hält die Schriftstellerin ihr einen Stock hin.
Eine Notlösung, um nicht verrückt zu werden.
Auf Dauer gewiss sehr ungesund.
Und eine Etüdeneinladung ist doch ein ausgezeichneter Grund mal wieder etwas vom losen Notizzettel zum Internet zu tragen. Vielen Dank liebe Christiane für die Einladung und an Ellen mit ihrem Blog Nell in Dreams für die Wörter Regentonne, schwanken und sensibel.
Wer lesen möchte, zu was andere diese Wörter inspiriert haben, schaue bitte unbedingt bei Christiane vorbei. Ich finde es immer wieder faszinierend in wieviele verschiedene Richtungen die Ideen laufen können.
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Ja, eben, das verdammte Ende der Geschichte, aber wehe, wehe, wehe …
Schön, dass du Rumpelstilzchen einen Stock hingehalten hast. Schön, dass du schreibst. 🧡
Tröpfelgraue Morgenkaffeegrüße ☁️🌻☕🍪👍
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Noch geben wir nicht auf, das Ende der Geschichte mitzugestalten und sei es in noch so bescheidenem Rahmen.
Aber ehrlich, all diese Geschehnisse gehören doch in einen anständigen Thriller und nicht in die Realität mit echten Toten.
Als Film hätten die Kämpfe um dieses gruselige Stahlwerk echt was hergemacht.
Schön wärs.
Hast du mal den Film Stalker gesehen? Da steht das AKWTschernobyl stets dräuend im Hintergrund eines sehr apokalyptischen Films. Wenige Jahre nach Ende der Dreharbeiten passierte der GAU. So muss es der Protagonistin gehen.
Ich habe nie aufgehört zu schreiben, habe einen Riesnhaufen loser Geschichten da liegen, die darauf warten internetfei gebügelt zu werden.
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Ich komme mir öfter/ziemlich lang schon vor, als sei ich in einen Science-Fiction geraten, der nicht gut ausgeht. Viele Sci-Fi-Autoren hatten äußerst interessante Visionen. Wobei ich mich dann frage, inwieweit ich unbeeinflusst eine Situation beurteilen und reagieren kann, wenn ich eine derartige Blaupause im Kopf habe. 🤔
Aber es ist, wie du sagst: Noch ist es unsere Geschichte, und vielleicht brauchen wir andere Ausgänge. Auf jeden Fall möchte ich lesen, was du schreibst. 👍
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Stöckchen hinhalten heisst ja eigentlich: DU entscheidest jetzt, ob du ihn ergreifst, d.h. ich treffe in dem Sinne keine Entscheidung und rette aktiv, sondern ich beruhige ja nur mein Gewissen: ich habs ihm ja hingehalten ….
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Ja die beiden haben schwere Krise.
Nicht, dass du denkst ich würde meinen Erzählvogel so behandeln, der schläft jeden Abend in meinem Arm ein und wird mit seltsamen Dingen dick und rund gefüttert.
Die Weiterverarbeitung seiner Produktion stockt derzeit, ich bin schon mit dem Kopf auf der Tastatur eingeschlafen.
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Ich mag das Stöckchen am Ende sehr, ebenso wie Dystopien, denen man Hoffnungsschimmer erlaubt.
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Ja, ich bemühe mich wenigstens immer so zu tun, als ob ich Hoffnung hätte.
Das hilft auch schon ungemein.
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Da kommt doch die Frage auf, bist du es, die die Geschichte schreibt oder schreibt die Geschichte dich? Im Moment wohl eher das letztere. Falls wir das alles überleben und irgendwann Ruhe einkehrt, ahne ich schon all die Filme und Bücher am Horizont…
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In der Zeit, in der ich politisch sehr aktiv war, habe ich mich immer sehr als Teil der Geschichte definiert und ich muss sagen,das ist es was mir in meinem seltsamen Dasein hier am schwersten fällt, nur noch meine eigene Geschichte und vielleicht noch die der Fundevögel zu schreiben
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Meine Schwester hat mir mal erzählt, sie hätte den Satz „dein Alltag ist die Kindheit deiner Kinder“ gelesen. Der ging ihr sehr lange im Kopf herum. Vielleicht wartet die große Geschichte auf dich, und sie ist nur ein bisschen später dran? Obwohl, wenn ein bisschen später Jahre bedeutet… puh.
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Der Satz ist wirklich bemerkenswert.
Die anderen Kinder hatten an diversen Aktionen immer ausgesprochen Spaß und denken gern dran zurück.
Vielleicht ist es ja des Kleinen Fundevogels geheime Mission mein hyperaktives Dasein zu drosseln.
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Vielleicht ist er einfach kein Mensch für Aktionen? Oder: Noch kein Mensch dafür?
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Da halte ich es mit Erich Fried: „Es ist was ist, sagt die Liebe.“
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😍😊
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Die Phantasie ist gerettet 😊🌻🙏
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Eigentlich ist sie doch eh unsterblich, oder?
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So gut!
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Dankeschön!
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