Viel Glück und viel Segen ..
Daniel schmettert, Christoph brummt, dann drücken beide Jason, hezlichen Glückwunsch, sechs Jahre, Donnerwetter noch eins.
Die Vorhänge sind noch zugezogen, die Kerzen auf dem Kuchen flackern und werfen verheißungsvolle Schatten an die Wand. So was Schönes, denkt Jason, so etwas Schönes, nur weil ich geboren bin.
Er hat nur keine Zeit für Schönes,weil er wissen muss, ob da nun ein Drache sein wird oder ihre Liebe bloß Lüge ist.
Also dieses wahrhaft edle Exemplar hat deine Oma gehäkelt, kaum dass sie deinen Wunsch vernommen hat, sagt Christoph und hält eine Art Stofftier hoch.
Jason erstarrt.
Aber eigentlich wolltest du doch einen, der fliegen kann und daher… tatataraaa….
Daniel hält ein eingewickeltes Paket, ziemlich klein und ohne Luftlöcher. Misstrauisch reißt Jason das Papier ab.Vielleicht muss er noch wachsen.
Seltsam bunter Stoff, Schnüre, Stöcker.
Was ist das?
Dein Drachen natürlich! Regenbogenfarbig! Was ist das für ein Glück, dass du auf einen Samstag Geburtstag hast , dann können wir gleich nach dem Frühstück los an die Ostsee. Prächtig wird er am Himmel stehen …
Jason spürt wie er zerreißt, einmal mitten durch.
Das ist kein Drache, kreischt er. Der schmerzhaft schöne Kuchen fliegt samt brennender Kerzen zu Boden, Jason trampelt, Scherben knirschen, er tritt nach Daniels Fuß, der die Kerzen austritt, allen Schmerz beißt er in die Arme, die ihn von hinten umschließen, Christophs Blut metallen zwischen seinen Zähnen.
Wenn du es so wünschst, bekommst du bestimmt einen Drachen, hatte der gesagt.
Jason hatte nächtelang das mächtige Wesen an seiner Seite erträumt, alle hätten Angst vor ihm gehabt, allen wäre er davongeflogen auf dem Rücken seines Beschützers.
Er kann nicht aufhören zu weinen, sie wiegen ihn, er zittert.
Drachen. Nur. In. Geschichten.
Kuchentrümmersüße im Mund. Weiche Häkelflügel geknetet in der Hand.
Morgen Ostsee. Vielleicht.

Man muss die Geschichte nicht so lesen, aber es gibt schwule Paare, die Pflegekinder aufziehen, ich habe mittlerweile einige kennengelernt und sie machen es so gut und so schlecht wir alle anderen auch. Die hier in der Geschichte machen es ziemlich gut, finde ich. Ob sie sich auf diese Familienkonstellation einlassen liegt wie so vieles im Ermessen der Jugendämter in diesem förderal strukturierten Land.
Hier in der Großstadt haben sie keine Probleme damit, sind froh genug Bewerber zu finden, die sich mit vollem Herzen auf kleine Zornhörnchen einstellen können.
Denn den Zorn, den unendlichen, die rasende Wut, die kennen wir hier nur viel zu gut. Gerade an anderem Orte einen langen Austausch mit anderen Pflegeeltern darüber gehabt, es gibt erstaunlich viele Kinder, bei denen fastnesses große Gefühl – Angst, Trauer, Ärger, Überforderung, Enttäuschung, Verunsicherung, aber auch Vorfreude, Festtagstrubel, sogar Lob und Anerkennung – recht gleichförmig eine grenzenlose Raserei auslösen können und zwar nicht bei Zweijährigen, sondern bei Grundschulkindern.
Wir waren uns im Austausch einig, dass die Kunst darin besteht, das eigentliche Gefühl zu finden und angemessen darauf zu reagieren.
Es ist schön schräg , schreibt eine, einem, der einen grade als Hure betitelt hat, einen Lolli anzubieten, aber dann kann er erkennen was passiert, sich entschuldigen, manchmal sogar benennen, was ihn wirklich bewegt.
Anstrengend ist es trotzdem und auch nicht immer zu schaffen, auch da waren sich alle einig.
Christiane, dir wie immer Dank für die so schön gestaltete Initialzündung eine Geschichte zu finden und so in der Zornhörnchenbändigung des Alltags nicht unterzugehen — ein gewisser Deadlinedruck ist da gar nicht schlecht.
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Die Enttäuschung des Jungen schneidet mir sehr ins Herz, ich verstehe sie so gut 😢
Danke auch für die Erklärungen dazu.
Dir/euch ein friedliches Wochenende! ⛅
Vormittagskaffeegrüße ☕🍪
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Das Wochenende war bestenfalls halbfriedlich, nein der Sonntag war eigentlich völlig daneben, ich wüsste nur gern welcher erwartete Drache eigentlich nicht eingetroffen ist.
Ich habe deinen Texz durchaus gelesen, eine Antwort kommt noch.
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Na, der echte Drache?!?
Es scheint in meinem Text zu kurz zu kommen, dass ich durchaus weiter Etüden lesen möchte, ich kann durchaus parallel dazu nachdenken 😉
Morgenkaffeegrüße 🌥️☕🍪
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Ich glaube da haben wir uns irgendwie falsch verstanden.
Ich frage mich gerade, was mein Kind so fertig macht, dass es komplett unmöglich ist.
Dass dir die Etüden nach fünf Jahren zu viel werden, kann ich nachvollziehen.
Man spürt ja mit wieviel Aufwand du sie betreust und dass man sich dann irgendwann fragt, ob sie wirklich genug Substanz für eine Lebensaufgabe haben, find ich mehr als nachvollziehbar.
Mir sind sie eines der Geländer, die mir helfen geistig nicht ganz vor die Hunde zu gehen, aber ich muss mich ja auch nur in dem Maße damit beschäftigen, das mir gut tut und ja auch ich bevorzuge eine gewisse Tiefe ( die heiter einher schreiten lassen ein ganz große Kunst ist) und lese definitiv nicht alles.
Und kommentiere wirklich nur, wo ich das Gefühl habe wirklich etwas dazu sagen zu wollen.
Mit dem einmonatigen Abstand kann ich erstmal gut leben und ganz ohne werde ich mir auch etwas Neues schaffen können.
Ich mag den harten Kern der Schreibenden halt auch sehr , gerade in diesen Zeiten, in denen das Zornhoernchen manchmal einsam macht in der realen Welt
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Ich war mir nicht sicher, inwieweit deine Etüde 1:1 auf eine konkrete Situation anwendbar ist, daher die Antwort. Ja, man kann den Menschen immer nur bis vor den Kopf schauen 😟
Ich werde nie vergessen, auch jetzt nicht, dass du gesagt hast, dass du dir hauptsächlich wegen der Etüden einen Blog eingerichtet hättest. Texte wie deine möchte ich immer lesen (und kommentieren) und mich davon berühren lassen, egal wie gut ich ihren Inhalt wirklich begreifen kann. Natürlich kannst du auch ohne die Etüden klarkommen, aber ich will nicht, dass du musst, wenn ich nicht tatsächlich schlappmache. Daher: Schreib bitte weiter. Und wenn wir bei dem Monatsabstand bleiben, auch gern öfter als einmal 😉
Ich grüße dich ganz herzlich 🧡 am Morgen 🌥️☕🍪
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Der Zorn kann ein Kind schütteln wie der Sturm einen Baum. Ich erinnere mich noch gut daran. Besser, wenn (Pflege-)Eltern damit umgehen können.
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Der Umgang mit dem Zorn wird immer dann schwierig für mich, wenn ich körperlich attackiert werde.
Dann wünsche ich mir manchmal auch einen Drachen.
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Mit deiner Erklärung verstehe ich sie besser.
Wut und Zorn können so viel kaputt machen. Gut, wenn Erwachsene sich in seine Situation einfinden können und helfend zur Seite stehen.
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Wut ist höchstgradig ansteckend, sich durch die unkontrollierte Wut nicht selbst wütend machen zu lassen, die Kontrolle zu verlieren , kann schon eine Herausforderung sein.
Und auch die Enttäuschung derer,die doch glaubten eine Riesenfreude gemacht zu haben, wird geschmerzt haben
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Danke. Das Beste oft zum Schluß.
Jetzt spare ich es mir, die angedachte Tüde mit Drachen heute doch noch zu schreiben.
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Ach, schade.
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Ich denke nicht.
Nach deinem Realhammer wäre mir mein profanes Themchen ziemlich dumm vorgekommen, darüber zu schreiben.
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Ich hatte sofort das Bedürfnis ihn in den Arm zu nehmen, auch wenn er das nicht zugelassen hätte. Ich verstehe Wut selbst sehr gut. Für ein Kind muss das so fürchterlich sein.
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Jwütend sein ist ein Gefühl des Ausgeliefertseins. So empfinde ich es jedenfalls.a,
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