Heute wachsen den Ameisen Flügel. Heute mischen Möwen und Mauersegler Schreie ins diesige Grau. Himmelweite tropft in ein winziges Grab. Regentropfen und Tränen verwischen alle Grenzen. Flügel sprießen. für V. 4/20 – 7 /21Weiterlesen
Gedichte
Jahreswechselrotkehlchen
Die Kobolde mopsten die Weihnachtsschokolade. Die Motten nagten Löcher in den Schlaf. Und die Nachtgespenster flogen mit der Hoffnung davon. Das Rotkehlchen zwitschert unbekümmert, balanciert auf dem schmalen Neujahrsrand.Weiterlesen
Advent
Im Dezember, dem Grauen kommt ein Schiff geladen Erwartung bis an den höchsten Bord. Auf Deck werden Seelen blank gescheuert und verklettetes Engeleinhaar entwirrt. Am Besanmast zwischen den Tannenzweigen wispert es leis: Kommst du wirklich? Friedefürst?Weiterlesen
Freuden des Gärtnerns (nachgereichte ABC-Etüde)
Drei Tage die Woche geht der Kleine Fundevogel nun zur Kita, das heißt eigentlich geht er in den Park, aber zusammen mit den Erzieherinnen und einem Teil der Kita-Kinder. Andere werden in der Kita betreut und durch verschiedene Eingänge, die mir noch nie aufgefallen waren, zu ungewöhnlichen Zeiten hereingeschleut. Abenteuerkita. Dem Kleinen Fundevogel gefällt es.
In den freien Stunden versuche ich ein wenig das angestaute Chaos zu entwirren, mit mäßigem Erfolg. Weiterlesen
Kein Sonnenuntergang (ABC-Etüden-Fundstück)
Mein Laptop ist wieder bei mir, mit einer neuen Festplatte, die im Gegensatz zur alten funktioniert, aber leider weitgehend nackedei ist.
Also suche ich meine alten Texte zusammen, die auf einer bunten Mischung Speichermedien überdauerten (bei der Behördenkorrespondenz habe ich diese Voraussicht sträflich vernachlässigt), wühle knietief im Wust dessen, was mir vor zehn, zwanzig, dreißig Jahren durch den Kopf ging, kann nicht lassen von den alten Texten, komme deswegen nicht dazu neue zu schreiben und finde eine quasi fertige Etüde zu Corlys sanfter Wörterspende – Sonnenuntergang, fliegen, warm – geschrieben 1998, nur ein einziges Wörtchen musste ich ändern. Weiterlesen
Zagetage
Zagetage sind Tage, an denen ich
Licht nicht ertrage, beim Kämmen versage, Rutschendes trage.
Klarheit nicht wage, lieber nicht frage, Flaches nur sage, keine Frage vertrage, alles bleibt vage. Zagetage sind Tage, an denen ich Witze erschlage, Lächeln zernage, Kränkungen jage, jede Lage beklage.
Eine Plage ist die Gemengelage am Zagetage.
Im Gebüsch wispert vage die Zagetagesage, bis ich mir sage ohne Frage solche Tage – die gehen vorbei.
Enge (ABC-Etüde)
Ein Text basierend auf Notizen, geschrieben vor einer Woche in einem Kinderkrankenhausbett, über der schönen Wörterspende von Donka von Only bats can hang sinnierend, ohne was Vernünftiges zustande bekommend, dauernd den Kleinen Fundevogel aus der Infusionsleitung heddernd.
Inzwischen ist der Spuk so vorbotenlos vorübergegangen, wie er vor knapp drei Wochen über uns herfiel. Was wirklich war, verbleibt im Ungefähren. Der Kleine Fundevogel ist wieder der, der er immer war. Meine Seele hinkt noch etwas hinterher, das wird schon vergehen.
Neujahrsmorgen
Apfelsinensonne rollt durch Himmelsgrau wer hören kann, vernimmt das Januarblau Rotkehlchen pickt zwischen Böllerresten bettverkrümmt erholen Nachbarn sich von Festen voll Umsicht Fuß und Wort gesetzt das neue Jahr ist doch noch unverletzt
Allen, die auf ihrem lesenden Neujahrsspaziergang am Nest vorbeikommen, winke ich fröhlich zu, wünsche Euch und Ihnen Begegnungen voller Umsicht, möglichst viele muntere Rotkehlchen am Wegesrand und dass uns allen die Wörter niemals ausgehen werden.
Alle Schreibenden und Lesenden in der Umgebung des Fundevogelnests bereichern mein Leben so ungemein, geben selbst den Tagen Glanz, an deren Ende ich mich am liebsten jammernd verkriechen möchte.
Zeit für einen Dank aus tiefstem Herzen.
Eure und Ihre Frau Fundevogel
Totensonntag
Welkes Laub harken von den Lagern der Toten. Lebendige Käfer stören in ihren Winterlagern. Übermütig spähen nach Schneeglöckchenspitzen. Zu früh ist es noch für Botschaften. Stumm bleibt dein Gruß.
Sterngeboren
Sterngeboren
wurden wir
in die Sphäre des Planeten
verschlagen.
Unendlich einsam
fielen wir
Versteinerungen gleich
durch das All.
Fast erfroren
landeten wir
in den Armen
einer fremden Frau
die Heimat bot.
Ewig fremd
suchen wir
Verständigung
mit Blumen, Vögeln, Seen
und schaurig schnatternden Menschen.
Heimwehkrank
trinken wir
das Wasser der Seen
die Milch der Frau,
buchstabieren uns stockend durch die Zeichen der Menschen
und erlangen so
Bürgerrecht auf diesem Planeten.
Liebevoll und verzweifelt
kämpfen wir
im interstellaren Asyl
für die Klarheit der Seen,
die Rechte der Frauen
und die Freiheit, Zeichen zu setzen.
Immer
werden wir uns
nach der Sternenheimat
verzehren
und Gefährtinnen suchen
die wie wir
Lichtjahre gefallen sind.
Dieses Gedicht habe ich mir vor Jahren selbst zum Geburtstag geschenkt. Nun feiere ich mit ihm das einwöchige Bestehen dieses Blogs in den unendlichen Weiten des Internets.