Neujahrsbegegnung

Eng an ihre Mitfeen gekuschelt lag Cardámine in ihrem weichen Winterlager, dicht hatten sie ihre Nester gepolstert mit Rohrkolbensamen, aus Stacheldrahtzäunen geklaubter Schafwolle und dem geschnittenen Haar ihrer menschlichenn Feunde Cardámine, die Wachste und Neugierigste, die seit Feengedenken geschlüpft war, war in jedem Jahr die erste, die aus dem Winterschaf erwachte, wenn die Temperaturen stiegen und das Herz ihrers wechselwarmen Körperchens schneller zu schlagen begann. Wenn feuchte Luft mit einer Ahnung von Wärme in ihren Kobel drang und eine frühe Hummel oder Biene vorbeisummte, wachte sie auf, schaute manchmal auf Reste tauenden Schnees, schnupperte an den Spitzen der ersten Frühblüher und grüßte die Eisvögel und Kormorane, die nur Wintergäste an der Au waren. Wurden die Tage wieder kälter, legte sie sich neben ihre Gefährtinnen, die wenn sie denn endlich erwachten, milde zweifelnd den Wintergeschichten ihrer Freundin lauschten.

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Cardámines Garten (4)

Vormittags nun kommt der vom Kleinen Fundevogel am Freitag so schmerzlich vermisste Bagger und und niemand von uns bekommt etwas mit, weshalb es auch kein Baggerfoto gibt.

So ein Pech aber auch. Der Kleine Fundvogel bekommt einen Verzweiflungswutanfall, der seinesgleichen sucht.

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Das Rettungskomittee

Der erste heftige Frühlingsregen fiel im Haselkätzchenmond, das Erdreich trank, wie es lange nicht hatte trinken dürfen und alles Lebendige barst vor Eifer zu wachsen und zu erblühen. Die Au glitzerte breit in der Sonne. Sie war ein wenig über die Ufer getreten und die Enten schwammen um die Erlenstämme herum.

Cardámine, die Fee, war sobald Sturmböen und Schauer nachgelassen hatten, aus ihrem Nest gekrochen und saß nun in der Frühlingssonne, winkte einer geschäftigen Erdhummelkönigin zu, sog den feuchten Duft in sich ein, auch sie unendlich dankbar für soviel Wasser, auf das kein Verlass mehr war.

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Nach dem Winterschlaf (ABC-Etüde)

Lilly band sie sich ihre Strickjacke um die Hüften, die Märzsonne wärmte. Eben hatten sie und Julian die Bienenstöcke durchgesehen. Alles strotzte vor Honig, die Immen schwankten fast unter der Last der Pollen, die sie an ihren Hinterbeinen heranschleppten.

Und doch fühlte sie sich verwundet, seit sie in den letzten Februartagen fassungslos zugesehen hatten, wie ein Großteil ihrer geliebten Schlehen von einem Trupp Arbeiter abgesägt und in Holzhäckselmaschinen gestopft worden war.

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E-Mail — Julian und Cardámine, letzter Teil

Heute kommt der letzte Teil der Geschichte von Julian und der Fee Cardámine und ich hoffe, ich habe keinen Strang zu lösen vergessen, sonst fragen Sie gern.

Und denen, die noch mehr lesen wollen von Frau Fundevogel, empfehle ich mein – feenfreies-Buch Zwischenzeit. Es ist im Buchhandel erhältlich. Wenn Sie es direkt bei mir bestellen, lässt sich über den Preis gern reden.


Für alle, die jetzt erst einsteigen: Hier fängt die Geschichte an und geht dann fortlaufend nummeriert weiter:

Jo arbeitete während der gesamten Sommerferien, von frühmorgens bis mitten in der Nacht. Julian regte sich nicht mehr darüber auf. Er war sogar stolz auf seine Mutter, die in den letzten Wochen fast berühmt geworden war, weil sie sich so unermüdlich für Wiesen und Teiche einsetzte und natürlich, weil sie das weltbekannte Phänomenfoto gemacht hatte. Berühmter war nur der der auf den Fotos zu sehen war: Wolfgang Schröter. Er stieg nur noch selten in Müllcontainer. Den Supermärkten des Viertels war es eine Ehre, dem Retter ihre abgelaufene Ware frei Haus zu liefern. Nichtsdestotrotz waren einige Supermärkte dazu übergegangen Wachmänner auf ihren Hinterhöfen aufzustellen, denn in Containern nach Essbarem zu suchen, war zur coolsten Masche dieses Sommers geworden, wie das „Neue Tageblatt“ in einem langen Artikel verwundert feststellte. Wenn man sie gut kannte, konnte man auf dem unscharfen Schwarz-Weiß-Foto Isabella, Desdemona und den Kameramann mit dem Drachentatoo erkennen. Weiterlesen

Kastenzauber — Julian und Cardámine 65

Nun ist die Geschichte fast zu Ende – aber eine wichtige Sache har Cardámine noch zu erledigen …


Für alle, die jetzt erst einsteigen: Hier fängt die Geschichte an und geht dann fortlaufend nummeriert weiter:

Rund wie die Sonne versank der Mond im Westen. Die vier leuchtenden Sterne des Pegasus prangten am östlichen Himmel. Verführerisch duftete die Nacht, trotzdem schlug ich Anemonas Einladung zum Tanzen aus. Den Weg zu Julians Kobel hätte ich mittlerweile im Schlaf fliegen können. Nur weil ich wusste, dass die Menschen nachts ihre Einfluglöcher versiegeln, bat ich Achillea mich hinzuwünschen und freute mich schon jetzt auf den Rückflug durch die erste warme Himbeermondnacht. Weiterlesen

Julian – Julian und Cardámine 64

Ich mag den Julian so sehr – und in diesem Kapitel bin ich unendlich stolz auf ihn. Mehr innere Größe kann ein Junge seines Alters eigentlich kaum beweisen.


Für alle, die jetzt erst einsteigen: Hier fängt die Geschichte an und geht dann fortlaufend nummeriert weiter:

Am Mittwoch waren die Feenferien – wie Pamina sie getauft hatte – zu Ende. Müde starrte Julian in seine Müslischüssel. Die beste Nachricht war, dass Frau Steffke zur kommissarischen Schulleiterin ernannt worden war. Über das Leiden der Frau Schmidt-Bruhns wurde allerlei gemunkelt. Angeblich wurde sie von der Wahnvorstellung heimgesucht, ihr liefe glitzernder Schleim aus der Hand, mit der sie vor ein paar Tagen einen Schüler der dritten Klasse geschlagen hatte. Dabei hatte sie Dennis gar nicht gehauen, grübelte Julian. Doch Gerüchte hatten bekanntlich ein ganz spezielles Eigenleben. Weiterlesen

Nachtigall — Julian und Cardámine 63

Für alle, die jetzt erst einsteigen: Hier fängt die Geschichte an und geht dann fortlaufend nummeriert weiter:

Die Menschen und der Hund waren schlafen gegangen. Wir waren hellwach und saßen noch lange auf dem breiten Ast mit der ungewohnt hellen Rinde. Ich fühlte mich federleicht und quoll beinahe über vor Freude. Immer wieder strich ich über meinen neuen Zauberstab. Süße Vertrautheit duftete aus dem rötlichen Holz. Weiterlesen

Lillys Ernüchterung (ABC-Etüde)

Die sich kringelnden Coronatage laufen weiter. Ich trudele zwischen Arbeit und Kinderbetreuung und habe das Gefühl gar nichts zu tun, obwohl das Gegenteil zutrifft. Gefühlt könnte ich drei Wochen durchschlafen.

Hätte ich nicht meine Feengeschichte, wäre dieser Blog eine coronabedingte Wüstenei. Aber die Geschichte wird am 2. Juni endgültig zu Ende sein. Dann möchte ich wirklich wieder etwas Neues schreiben, es gibt ja ein Wispern, das von Kita ab 8.6. raunt. Glaube ich aber erst, wenn der Kleine Fundevogel durch die Pforte getreten ist. Weiterlesen

Feentanz — Julian und Cardámine 62

Langsam wird so manches besser. Die Feen tanzen wieder und der Kleine Fundevogel ist in der Kita zwar noch immer nicht erwünscht – aber der Bauspielplatz hat zumindest für sechs Kinder gleichzeitig wieder offen. Zwei Stunden am hellichten Tage ohne jede Verantwortung – meine Ohren klingen noch immer von dieser Stille und der Kleine Fundevogel schläft angefüllt mit Seligkeit. Weiterlesen