Letzter Märztag

Beim Hochziehen des Rollos schimmert die morgendliche Dunkelheit.

Kleiner Fundevogel, steh auf, schau, was für eine Überraschung!

In dieser Fülle gab es das in diesem eigentlich vergangenen Winter noch nicht.

Hineingeboren in die Phase des massiven Klimawandels hat Schnee im Leben des Kleinen Fundevogels bisher keine große Rolle gespielt. Die Schlitten und Plastikrutscher, die für die Geburtstagsfeiern des Großen Fundevogels im Grundschulalter unabdingbar waren, stauben im Keller vor sich hin.

Weiterlesen

Und sonst so?

Ein Nest ist von Natur aus ein Zuhause auf Zeit, bei manchen Spezies dauert die Jungenaufzucht länger bei anderen kürzer. Aber am Ende sollte das Nest ein Ort sein, den man hinter sich lässt.

Bei zwei von dreien ist ist hier nun der Zeitpunkt gekommen, sie streben fort. Wem wird es zuerst gelingen seine Flügel über den Nestrand zu schwingen? Was ist das zehrendere Unterfangen: Zu zweit eine Wohnung auf dem freien Markt einer Großstadt zu finden oder einen Platz in einer betreuten Wohngruppe? Das Rennen ist offener als ich erwartet hatte. Und lehrreich mal wieder, was man so alles wissen könnte über Eingliederungshilfe, Grundsicherung, Wohnformen, da hatte ich mir bisher nicht übertrieben viele Gedanken drum gemacht.

Weiterlesen

Großer Fundevogel proudly presents:

„Potential ist da“

Zehn junge Menschen, die in Pflegefamilien leben oder gelebt haben, schreiben im Rahmen eines „Care-Leaver-Projekts“ zusammen mit dem BeatBoxer Rob einen Song über Zukunft und Vergangenheit.

Da ist wirklich viel Potential. Hören Sie doch mal rein. Dass YouTube an Ihren Daten interessiert ist, wissen Sie ja.

Weiterlesen

Freisprechung

Ein freier Gesell ist der Große Fundvogel nun.

Feierlich freigesprochen. Nach altem Zunftgebrauch haben der Lehrherr, die Klassenlehrerin und die Ausbilder nichts mehr zu sagen.

Darauf ein Glas Sekt, nein lieber einen Orangensaft um neun in der Früh.

Auf die Walz geht es nun freilich nicht, sondern in einen Job, vertraut aus Praktikum und vielen Aushilfsstunden. Hat sich verdient gemacht, in die Herzen geschlichen, ein guter Ort scheint das, wo solches mehr zählt als die Ziffern auf dem Zeugnispapier.

Bestanden ist freilich alles, ohne dass Augen zugedrückt werden mussten, von wem auch immer. Es juckt in den Fingern eine triumphierende Mail zu schreiben an die vorige Schule, die sich behängt mit Preisen im Dienste der Inklusion und das Objekt ihrer Bemühungen immer nur in der Werkstatt für behinderte Menschen sah.

Gelingen und Zuversicht gab es erst ohne das Zaubermittel Inklusion.

Schweiß, Tränen und Wutanfälle hat es gekostet den alten Prophezeiungen ein Schnippchen zu schlagen. Aber niemals Blut. Freigesprochen nun sind wir beide von der theoretischen Art des Lernens, die nicht passt zu diesem Menschenkind

Mit dem eigenen Geld wird nun die Freisprechung aus der Jugendhilfe auf dem Fuße folgen. Nach über siebzehn Jahren werden wir nicht mehr heißen Pfllegemutter und Pflegekind. Vor dem Gesetz sind wir bestenfalls eine Wohngemeinschaft.

Doch die wahren Fäden bleiben.

Ein Leben lang.

Ich freue mich immer über Likes und Kommentare zu meinen Texten, muss aber darauf hinweisen, dass WordPress.com – ohne dass ich daran etwas ändern könnte — E-Mail und IP-Adresse der Kommentierenden mir mitteilt, die Daten speichert, verarbeitet und an den Spamerkennungsdienst Akismet sendet. Ich selbst nutze die erhobenen Daten nicht (näheres unter Impressum und Datenschutz). Sollte das Löschen eines Kommentars im Nachhinein gewünscht werden, bitte eine Mail an fundevogelnest@posteo.de, meistens werde ich es innerhalb von 48 Stunden schaffen dieser Bitte nachzukommen.

Rührteig, Eigewichtsklassen und die fünf Säulen der Sozialversicherung

… beschäftigen das Nest gerade vollauf. Der Erzählvogel schlägt Kapriolen und behängt sich mit glitzernden und umgefärbten Federn, um den hadernden Großen Fundevogel bei der Lernstange zu halten und der zwanzig Jahre alten Geschichte Ich kann das ja sowieso nicht ein überraschendes Kapitel hinzuzufügen.

Niemals hätte ich gedacht, was Fachpraktiker Hauswirtschaft alles wissen müssen. Und der Kleine Fundevogel gibt alles, um bloß keine dreieinhalb Sekunden zwischen Hefeteig und dem Unterschied zwischen Frischmilch, Rohmilch, H-Milch und ESL-Milch in Vergessenheit zu geraten.

Weiterlesen

Leerdrehende Glucke

364 Tage ist es nun her, dass ich diesen Blogbeitrag zum sechsten Fundevogelgeburtstag verfasst habe, nun steht wieder ein Kuchen im Ofen und ich warte händeringend auf ein Paket, das morgen gerne im Geschenkpapierkleid auf dem Frühstückstisch stehen dürfte. Corona ist nichts Besonderes mehr und meinen geschätzten Lesenden wird nicht entgangen sein, wie müde die Frau Fundevogel in diesem Jahr geworden ist.

Wie sie kämpft, um menschlich zu bleiben, nicht zu verdriften in einem Strudel aus Nörgelei und lasst micht doch alle in Ruhe.

Der Kleine Fundvogel und ich haben in diesem Jahr drei Hochbeete gemeinsam gebaut, ein Viertel Gartenhaus abgeschliffen und neu gestrichen, wir sind nach Nütschau gewandert, nach Ahrensburg, Großensee und Tremsbüttel und mehrfach nach Hamburg-Barmbe, mehrere spannende Kilometer an der U-Bahn lang. Im Naturschutzgebiet Höltigbaum werden wir uns nie wieder verirren. Wir haben die gesamte „Sams“-Reihe und viele andere Bücher gelesen. Er kann seit der Große Fundevogel für die Prüfungen lernen muss, jeden Tag meht Englisch und wie ein gelernter Kellner Teller einsetzen und ausheben – so heißt Tisch auf- und abdecken, wenn man das studiert. Auch ich lerne dazu.

Weiterlesen

Rettendes — die Wunderbaren

Um ein Kind zu aufzuziehen, braucht es ein ganzes Dorf.

ist ein Spruch, der immer wieder im Zusammenhang mit Kindererziehung zitiert wird. Angeblich handelt es sich um ein „afrikanisches Sprichwort“, aus welcher Region und welcher Sprache auch immer (stelle man sich mal kurz „europäisches Sprichwort“ als Quellenangabe vor).

Ich fand die Vorstellung immer ein klein wenig erschreckend – ein ganzes Dorf, das sich in alles und jedes einmischt, ist eigentlich das Letzte, was ich noch gebrauchen kann. Mir reichen die, die ohnehin schon alles immer besser wissen.

Weiterlesen

Das Nest-ABC (ABC-Etüde, aber sowas von)

Der Sommer schreitet voran, die Mauersegler sind abgereist. Die Kürbisse reifen, wenn man sie täglich gießt, die Bohnen und die ersten Äpfel auch.. Goldrutengold wispert: Kein Sommer währt ewig und hoffentlich auch keine Trockenheit. (Nein tut sie nicht, jetzt endlich fällt Wasser vom Himmel.)

Im zweiten Teil der ABC-Etüdensommeredition hat Christiane uns aufgegeben uns einmal durch ganze ABC zu einem selbst gewählten Thema hindurch zu etüden und auch bei Q, X und Ypsilon nicht zu zagen.

Weiterlesen

Mitternächtliches

Gegen Abend nun fängt es endlich an zu regnen, sehr, sehr zaghaft noch und keineswegs ausreichend. Das erleichterte Seufzen von Gras und Bäumen bilde ich mir bestimmt nur ein. Der Duft aber ist einer der geliebtesten. Petrichor heißt das — habe ich beim Bloggen gelernt. Nachdem der Große Fundevogel und ich, mal mit der Materie, mal eher miteinander ringend, die Matheaufgaben besiegt und ich das Durcheinander in Küche und Diele halbwegs beseitigt habe, hält mich nichts mehr. Ich vertraue das schlafende Fundevögelchen seinem Bruder an, schlüpfe in die Schuhe und laufe los, einmal um den (Feen-)Teich, sauge Petrichor in meine Lungen, dazu den Duft der blühenden Ahlkirschen, zu frühen Weißdorns und Flieders. Genieße jeden Tropfen in meinem Gesicht. Weiterlesen

Wahlsonntag

Vor ein paar Wochen nun plumpsten drei dicke Umschläge in den Nestbriefkasten, die Unterlagen zur Teilnahme an der Wahl zur Hamburgischen Bürgerschaft.

Der Große Fundevogel reagierte alarmiert: Muss ich das? Beißt das? Da beschäftige ich mich später mit. Vergesse ich lieber einfach.

Könnte man natürlich so laufen lassen, es gibt keine Wahlpflicht in Deutschland, aber es widerstrebt mir. Habe ich nicht Himmel und Hölle in Bewegung gesetzt, um dem Fundevogel eine gesetzliche Betreuung zu ersparen? Gehört in einer Demokratie leben zu lernen nicht irgendwie auch zum Erziehungsauftrag? Weiterlesen