Leerdrehende Glucke

364 Tage ist es nun her, dass ich diesen Blogbeitrag zum sechsten Fundevogelgeburtstag verfasst habe, nun steht wieder ein Kuchen im Ofen und ich warte händeringend auf ein Paket, das morgen gerne im Geschenkpapierkleid auf dem Frühstückstisch stehen dürfte. Corona ist nichts Besonderes mehr und meinen geschätzten Lesenden wird nicht entgangen sein, wie müde die Frau Fundevogel in diesem Jahr geworden ist.

Wie sie kämpft, um menschlich zu bleiben, nicht zu verdriften in einem Strudel aus Nörgelei und lasst micht doch alle in Ruhe.

Der Kleine Fundvogel und ich haben in diesem Jahr drei Hochbeete gemeinsam gebaut, ein Viertel Gartenhaus abgeschliffen und neu gestrichen, wir sind nach Nütschau gewandert, nach Ahrensburg, Großensee und Tremsbüttel und mehrfach nach Hamburg-Barmbe, mehrere spannende Kilometer an der U-Bahn lang. Im Naturschutzgebiet Höltigbaum werden wir uns nie wieder verirren. Wir haben die gesamte „Sams“-Reihe und viele andere Bücher gelesen. Er kann seit der Große Fundevogel für die Prüfungen lernen muss, jeden Tag meht Englisch und wie ein gelernter Kellner Teller einsetzen und ausheben – so heißt Tisch auf- und abdecken, wenn man das studiert. Auch ich lerne dazu.

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Ein Versuch dem Gesundheitssystem Kosten zu ersparen

Es ist bekannt und Thema unendlich vieler verzweifelter Texte, wie zermürbend es sein kann, dringend benötigte Therapien oder Hilfsmittel zu bekommen.

Die Kosten! Die raren Plätze! Und noch einmal die Kosten.

Also dachte ich, man würde mich mit großem Wohlwollen, wenn nicht mit Beifall empfangen, wenn ich eine Therapie, genauer gesagt die Therapie meines Kindes, beenden möchte. Therapieplatz frei! Kosten gespart! Halleluja!

Auf jeden Fall habe ich es mir ganz unkompliziert vorgestellt.

Und habe mich mal wieder ziemlich geirrt. Weiterlesen

Anderer Blick

Die Auszubildende der Kita fragt, ob sie den Kleinen Fundevogel zum Objekt einer Hausarbeit machen darf. Und ob sie dafür Fotos machen darf.

Sie darf.

„Gucken Sie mal, voll süß geworden“, strahlt sie und schenkt mir Abzüge der Fotos. Liebevoll fotografiert, denke ich.

Ein paar Wochen später strahlt sie noch mehr: Bestnote! Ob ich ihre Hausarbeit vielleicht lesen möchte? Weiterlesen

Ressource auffälliges Kind

Zur Vorgeschichte:Dabei sein kostet extra

Dreitausendsechshundertsiebenundneunzig.

So viel Geld bekommt die Kindertagesstätte von nun an monatlich für die Betreuung des kleinen Fundevogels. Ein externer Gutachter bestätigte den Bedarf, den der Kindergarten sah und wir erhielten einen neuen Kita-Gutschein. Die Kündigung vom letzten Jahr ist hinfällig.

Der „Familienanteil“ dieser stolzen Summe beträgt lächerliche fünf Euro, alles andere bezahlt die „öffentliche Hand“, also auch viele meiner geschätzten Leserinnen und Leser, recht herzlichen Dank an dieser Stelle dafür.

Und was bekommt der kleine Fundevogel für das viele Geld? Weiterlesen

Dabei sein kostet extra

Aus dem Kindergarten geflogen. Nach gerade mal drei Monaten. Von einem Integrationsplatz. Wegen „Fremd- und Eigengefährdung“. Mit drei Jahren.

Das können wir nicht leisten!“, sagt die Kitaleitung. Das ist das jüngste Fundevögelchen.

Mein heißgeliebtes, lautes, widerspenstiges, experimentierfreudiges, gefühlt nie schlafendes, haarereißendes, eigenwillig seiner Wege gehendes Kind. Seiner Wege gehend ist nicht metaphorisch gemeint: Der kleine Unruhegeist lässt sich selten von Türen und Zäunen aufhalten, von Verboten und Erklärungen eigentlich nie. Wirksam sind bislang nur Schlösser, unsere Wohnung gleicht einer Burg. In der Kita passen Schlösser nicht ins Konzept. Damit begründet sich die Eigengefährdung.

Mit einer Höherstufung des Förderplatzes, also mit deutlich mehr als den gut 1600 Euro monatlich, die sie zurzeit für sechs Stunden täglich (von denen das Kind vier Stunden in Anspruch nimmt) erhalten, würden sie das vielleicht doch leisten können. Weiterlesen