Die Widmung (ABC-Etüde)

Manon war die mit dem großen, knallrot geschminkten Lachen, das in jede Ecke des Schulgebäudes drang, die, die jeden mit jeder verkuppeln konnte und Lehrer das Fürchten lehrte, denn wenn sie beschloss, dass einer von ihnen fragwürdig war, wurde er das nimmer los.

Sie war als eine der ersten tätowiert und ihre Klamotten zeigten deutlich, auch taschengeldmäßig konnte nicht jede eine Manon sein.

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Die Eisprinzessin auf dem Ball

Wir leben in einem kinderreichen Quartier, egal in welche Richtung man geht, nach kurzer Zeit läuft man unweigerlich an einer Grundschule vorbei, dementsprechend ist morgens viel Bewegung in den Straßen.

Heute schimmern zwischen den Säumen der dicken Winterjacken und den gefütterten Gummistiefeln gerüschte Prinzessinnenröcke und Spidermanbeine hervor, unterm Rand der Mützen und Fahrradhelme gucken einen Katzen- und Piratengesichter an, statt Ranzen trägt kind am Faschingdienstag Salatschüsseln und Tupperdosen..

Ein kleines Mädchen krallt ihre eine Hand um den Griff eines Kuchenbehälters, während sie mit der anderen versucht ihren Hexenhut vorm Wegfliegen zu bewahren. Ein sanft geschminktes Hündchen ballert mit dem Laserschwert seines Freundes auf eine Fussgängerampel. Ein Pirat zeigt jedem stolz sein Fernrohr.

Mag es in Hamburg auch keinen Karneval geben, der Faschingsdienstag gehört den Schul-und Kindergartenkindern.

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Freisprechung

Ein freier Gesell ist der Große Fundvogel nun.

Feierlich freigesprochen. Nach altem Zunftgebrauch haben der Lehrherr, die Klassenlehrerin und die Ausbilder nichts mehr zu sagen.

Darauf ein Glas Sekt, nein lieber einen Orangensaft um neun in der Früh.

Auf die Walz geht es nun freilich nicht, sondern in einen Job, vertraut aus Praktikum und vielen Aushilfsstunden. Hat sich verdient gemacht, in die Herzen geschlichen, ein guter Ort scheint das, wo solches mehr zählt als die Ziffern auf dem Zeugnispapier.

Bestanden ist freilich alles, ohne dass Augen zugedrückt werden mussten, von wem auch immer. Es juckt in den Fingern eine triumphierende Mail zu schreiben an die vorige Schule, die sich behängt mit Preisen im Dienste der Inklusion und das Objekt ihrer Bemühungen immer nur in der Werkstatt für behinderte Menschen sah.

Gelingen und Zuversicht gab es erst ohne das Zaubermittel Inklusion.

Schweiß, Tränen und Wutanfälle hat es gekostet den alten Prophezeiungen ein Schnippchen zu schlagen. Aber niemals Blut. Freigesprochen nun sind wir beide von der theoretischen Art des Lernens, die nicht passt zu diesem Menschenkind

Mit dem eigenen Geld wird nun die Freisprechung aus der Jugendhilfe auf dem Fuße folgen. Nach über siebzehn Jahren werden wir nicht mehr heißen Pfllegemutter und Pflegekind. Vor dem Gesetz sind wir bestenfalls eine Wohngemeinschaft.

Doch die wahren Fäden bleiben.

Ein Leben lang.

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3. Mai 2020 (ABC-Etüde, Sommeredition)

Sommer ist es, diesmal wieder mit Regentagen, besänftigend ist das und den Schnecken leider ein Jubelfest.

Keine vertrauten 300-Wörter-Etüden derzeit.

Stattdessen lädt Christiane zur Sommergeschichte ohne Limit, dafür mit mindestens sieben aus zwölf kunterbunt zusammengespendeten Wörtern, die auf der ebenfalls von Christiane gestaltetet Graphik zu finden sind, die von mir rausgepickten habe ich nicht „gefettet“, wie Olpo so schön sagt, weil mich das immer beim Lesen irritiert. Und ein Ort auf Erden sollte darin erkennbar sein, es wurden mehrere. Weiterlesen

Inklusive Wechselfälle

Im Februar vergangenen Jahres veröffentlichte ich einen Erfahrungsbericht über schulische Inklusion als Gastbeitrag auf dem Blog Kleinstadtlöwen.

Die Kleinstadtlöwen befinden sich nun schon länger im geschützten Modus.

Beim Stöbern in meiner Statistik habe ich neulich festgestellt, dass just dieser alte Beitrag sehr oft angeklickt wird.

Deshalb stelle ich diesen Text hier noch einmal für alle Interessierten lesbar ein. Weiterlesen

Der Frau Magister ganz wunderbare Ferien

Teilt man sein Leben mit Kindern ab etwa fünf Jahren aufwärts und trifft dann Menschen, auf die das auch zutrifft, landet das Gespräch über kurz oder lang bei dem Thema Schule im Allgemeinen und bei den dort Arbeitenden im Besonderen.

Unmöglich, vollkommen unfähig, überfordert sind Vokabeln, die in diesen Gesprächen häufig fallen. An Lehrern und Lehrerinnen kein gutes Haar zu lassen scheint fast so beliebt zu sein wie verbal über Menschen hererzufallen, die sich in der Kommunalpolitik abrackern.

Es manchen Eltern recht zu machen, muss fast unmöglich sein.

Ich bin auch schon an Menschen dieses Berufsstandes verzweifelt. Ich selbst bin ausgespochen ungern zur Schule gegangen, war aber immer eine Schülerin mit akzeptablen Leistungen und ansonsten wahrscheinlich völlig unauffällig, habe also wenig Stress mit Lehrern gehabt, diesen aber manches Mal ungläubig bei anderen mit angesehen, Freundinnen in existentielle Krisen stürzen sehen. Obwohl die meisten, die ich kannte, ihre Eltern deutlich mehr zu fürchten hatten als ihre Lehrer- und das erschreckt mich bis heute. Weiterlesen