Das Sportfest (ABC-Extra-Etüde)

Vorbemerkung:

Kobolde ernähren sich vorwiegend von menschlicher schlechter Laune, Gereiztheit, Nörgelei und Wutausbrüchen. Diese Grundnahrungsmittel erzeugen sie mit großem Fleiß selbst.

Zu besonderen Gelegenheiten jedoch lieben sie Passasa, eine Leckerei, die im Wesentlichen aus einer Mischung aus Schokoladenpudding und Beton besteht. Beim Schlingen knistert sie verheißungsvoll in der Kehle, wegen der eingearbeiteten Gummibären, Nägel, Reißzwecken und Luftpolsterfolienschnipstel.

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Kein Applaus (ABC-Etüde)

Die gelben Kittel knistern bei jeder Bewegung. Ehe das Zimmer halb fertig ist, rinnt einem der Schweiß unterm Plastik den Rücken hinunterIrgendwas liegt da, nicht das übliche Verpackungszeugs, das die Schwestern erstaunlich achtlos auf den Boden fallen lassen. Das Faceshield macht die Vorzüge der Gleitsichtbrille zunichte. Abnehmen soll man das sperrige Ding lieber nicht. Seit ich fertig geimpft bin, habe ich allerdings nicht mehr solche Panik, weil dann ist es wohl mehr wie eine Erkältung.

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Advent hinter Glas

Nun hat das Virus, das sie in der Schule des Kleinen Fundevogels mit so freigiebig ausgeteilt haben, sich doch in die Leiber der anderen Nestbewohner geschlichen. Hätten wir die leuchtend roten PCR-Befunde nicht, würden wir uns für leicht erkältet halten, schniefen so ein bisschen herum und haben schlechte Laune unterschiedlichen Schweregrades. Haben wir uns doch eine Quarantänekette exakt vom ersten Adventswochenende bis zum zweiten Weihnachtstag eingehandelt.

Da bekommen die Päckchen am Adventskalender eine ganz neue Bedeutung, Türchen für Türchen der langen Wanderung durch das Dezembergrau entgegen, meine Hühner Mehlwürmer aus den Händen picken fühlen, nach den Bienen schauen, nach Cardámines Garten. Und natürlich Heilgabend Spätschicht arbeiten. Ja, ich kann es kaum erwarten.

Wann wurde sie mir das letzte Mal lang die Zeit im Advent? Shoppen und Schulweihnachtsfeiern schwänzen macht zwar Spaß, aber nicht um den Preis des Draußenseins.

So gut genutzt worden ist unser Nest noch nie, der Kleine Fundevogel hat duch Monopoly in Dauerschleife besser rechnen gelernt als in der Schule, kennt alle 36 Vögel des Memorys mit Namen und Kopfstand können wir beide bald.

Und als erstes lese ich morgens den ABC-Etüdenadventskalender (da kommt auch noch ein Türchen aus diesem Hause zu …) und später am Tag schauen wir Frau Stachelbeermonds Engelchen beim Geschenkeauswickeln zu.

Der Erzählvogel ist heiser, krächzt bloß in Fragmenten, aber da Vögel kein Corona bekommen können und wir hier neben den Coronaregeln strengste Vorsichtsmaßnahmen zur Abwehr der ebenfalls grassierenden Geflügelpest einhalten, hat vermutlich auch er in erster Linie schlechte Laune.

Die Fee liegt wohl behütet an einem geheimen Ort im Winterschlaf.

Ob man die Coronazustände in diesem Nest als Reklame für (wie versprochen zumindestbis dato asymptomatische bis leichte Verläufe) oder wider das Impfen (ist doch bekannt, die Impfung ist unwirksam) liest, hängt wahrscheinlich von der jeweiligen im Laufe dieses Jahres erworbenen und fest einbetonierten Meinung ab.

Einstellungen, die einander anfunkeln wie katholisch und protestantisch zur Zeit des Dreißigjährigen Krieges, wie Lebensschützer gegen jene, die das Recht auf Abtreibung verteidigen, in ganz großen Glücksfällen wie die Fans von HSV und FC St.Pauli hier in der Hansestadt.

Der Austausch von Argumenten enthält kein Interesse an der Sicht des Gegenübers, sondern ist ein hoffnungsloser Versuch es zu bekehren, und weil der Bekehrten wenig sind, fallen da wie dort Begriffe wie irre, faschistoid, Gehirn abgegeben, unbelehrbar, asozial.

Verwirrt betrachtet die Frau Fundevogel das wuchernde Schisma um sie herum, sieht Freundschaften auseinandergehen, treu Lesende Blogs entfolgen, Menschen einander die Denkfähigkeit absprechen. Vernimmt den Ruf nach einem starken Staat, vernimmt den Ruf nach Aufruhr und Widerstand. Hört es Raunen von Verschwörungen, Umsturz und dem Ende der Demokratie.

Die Rede ist noch immer von einer Viruserkrankung.

Was wird kommen, wenn die wirklichen Einschränkungen in einer ihrer Ressourcen geplünderten Welt kommen werden, kommen werden müssen, weil es auch hier aus Vernunft und freiem Willen nicht klappt?

Dann gnade uns Gott bin ich versucht zu schreiben. Leider nur glaube ich selbst im Advent nicht an ihn, sondern gehe davon aus, dass wir Menschen auf diesem Planeten der so eindam durch das Weltall kreist, die Lösungen schon selbst entwickeln müssen.

Natürlich habe auch ich Meinungen zu alledem. Die Impfspritze kam nicht nachts heimlich zu mir ins Bett gehoppelt, der bin ich schon nachgerannt.

Und in vielen anderen Bereichen bin ich auch von dem ein oder anderem überzeugt.

Aber deswegen muss ich Andersdenkenden weder ihre Menschlichkeit noch ihre Denkfähigkeit absprechen, nicht mal die guten Absichten.

Gute Vorsätze , die ich hoffentlich spätestens morgen anwenden kann. Der Kleine Fundevogel hätte nach geltenden Coronaregeln seit heute wieder zur Schule gehen dürfen, ist er aber nicht. Erstens weil ich nicht weiß, wie er allein zum Schulbus kommen sollte, ohne den berühmten Verschwindetrick anzuwenden. Zweitens weil das Lehrerteam noch coronakrank daniederliegt und es ein Vertretungskonstrukt gibt, bei dem ich gar zu viel Raum für den Verschwindetrick ausmache und drittens weil ich gerne Klarheit über die Geschehnisse vor dem Coronaausbruch in der Klasse erhalten würde, ob es wirklich schon wochenlang Kinder mit positiven Tests an der Schule gab, weil ich mit der Schulleitung gern gemeinsam aussieben würde, was Gerücht ist und was wahr und weil ich mir vor allem für die Zukunft Transparenz wünsche, nicht nur in Bezug auf Corona

Transparenz kannst du in Waldorfschulen vergessen, sagt eine andere waldorferfahrene Mutter heiter, es scheint sie nicht zu stören.

Worte, die einen durchzucken wie ein auf Kälte reagierender Zahn. Wütend war ich so wütend vor zwei Wochen mit diesem positiven Test in der Hand.

Nie wieder schicke ich mein Kind zu diesen, zu diesen …

Nein, das Zitat lassen wir lieber weg. Und eine kleine Stimme in meinem Kopf erinnert mich, warum das Kind eigentlich auf diese Schule geht. Weil es die einzige war,die ihn gerne nehmen wollte, die bereit ist ihm realistische Bildungschancen zu bieten, weil er sich auf Anhieb dort wohl gefühlt hat, weil er noch immer gern hingeht.

Dafür bin ich über meinen erheblichen Waldorfschatten gesprungen und jetzt nehme ich noch mal Anlauf und hoffe auf ein gutes Gespräch zwischen zwei Schatten.

Ich freue mich immer über Likes und Kommentare zu meinen Texten, muss aber darauf hinweisen, dass WordPress.com – ohne dass ich daran etwas ändern könnte — E-Mail und IP-Adresse der Kommentierenden mir mitteilt, die Daten speichert, verarbeitet und an den Spamerkennungsdienst Akismet sendet. Ich selbst nutze die erhobenen Daten nicht (näheres unter Impressum und Datenschutz). Sollte das Löschen eines Kommentars im Nachhinein gewünscht werden, bitte eine Mail an fundevogelnest@posteo.de, meistens werde ich es innerhalb von 48 Stunden schaffen dieser Bitte nachzukommen.

Fremde Federn 4 – und impflich Befindliches

„Man soll sich mit fremden Federn schmücken, solange man welche hat“, steht auf einem Kühlschrankmagneten.

Dieser Text enthält Links zu Websites, denen ich vertraue. Dass auch dort Daten von Ihnen gespeichert werden, ist Ihnen sicherlich bewusst.

Vorweg, weil ich jetzt so oft gefragt worden bin: Ich habe Anfang der Woche meine erste Coronaimpfung bekommen, bei meinem Arbeitgeber, nicht in einem Impfzentrum. Es war eine Impfung wie jede andere auch, desinfizieren, pieken, Pflaster drauf, nur vorher noch fünf Seiten Aufklärung lesen, ausfüllen und unterschreiben. Hinterher habe ich mich zwei Tage lang gefühlt, als ob ich jetzt gleich krank würde, aber nun scheint der Körper damit durch zu sein.

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Spielstunde (Der Awesome Blogger Award)

Zwei Mal bin ich für den Awesome Blogger Award nominiert worden und früher schon für diesen und jenen geheimnisvollen „Award“. Da habe ich jedes Mal gedacht ojemine, jetzt muss ich mich freuen und ist das wohl sehr unhöflich da nicht mitzumachen? und warum nennt sich dieser ominöse Preis awesome?

Ehrfurchtgebietend? Furchteinflößend??? Weiterlesen

Lillys Ernüchterung (ABC-Etüde)

Die sich kringelnden Coronatage laufen weiter. Ich trudele zwischen Arbeit und Kinderbetreuung und habe das Gefühl gar nichts zu tun, obwohl das Gegenteil zutrifft. Gefühlt könnte ich drei Wochen durchschlafen.

Hätte ich nicht meine Feengeschichte, wäre dieser Blog eine coronabedingte Wüstenei. Aber die Geschichte wird am 2. Juni endgültig zu Ende sein. Dann möchte ich wirklich wieder etwas Neues schreiben, es gibt ja ein Wispern, das von Kita ab 8.6. raunt. Glaube ich aber erst, wenn der Kleine Fundevogel durch die Pforte getreten ist. Weiterlesen

Kuno — Julian und Cardámine 60

Liebe Frau Stachelbeemond, heute zeigt sich, warum ich vom Genuss von Feengetränken vorsichtig abriet. Für die lila Punkte habe ich inzwischen auch eine Erklärung bekommen, ich hoffe ich schaffe bald sie aufzuschreiben.

So erschöpft wie ich bin, würde ich einen Feentrank glatt annehmen.


Für alle, die jetzt erst einsteigen: Hier fängt die Geschichte an und geht dann fortlaufend nummeriert weiter:

Endlich durfte Julian den Bagger auch mal fahren. Eingequetscht zwischen Wolfgangs Beinen bediente er mit dem rechten Fuß das Gaspedal und Wolfgang half wirklich nur ein bisschen beim Lenken mit den zwei Hebeln. Julian gelang es, genau neben Paminas Grabungen zum Stillstand zu kommen. Dann musste man den Bagger „hinsetzen“, nach links und rechts fuhr er seine Raupenketten aus und ließ sich mit einem kleinen Rumms dazwischen nieder. Weiterlesen

Aethusa — Julian und Cardámine 53

Aethusa ist heil und unversehrt von ihrem Rendezvous mit Frau Stachelbeermonds Schweinehund zurückgekehrt. Auf den Schweinhund trifft heil und unversehrt leider nicht ganz so zu.


Für alle, die jetzt erst einsteigen: Hier fängt die Geschichte an und geht dann fortlaufend nummeriert weiter:

„Carámine! Carámine!“

Meinen Namen wusste er immer noch nicht. Wie eine Blindschleiche robbte der Junge Dennis durch die Binsen, wohl in der Hoffnung so nicht von seinen Mitmenschen entdeckt zu werden, er wusste wie unglaublich schlechte Beobachter sie waren. Kein einziger bemerkte die blonden Borstenhaare, oder ihnen war egal, was jenseits des Bannbandes geschah. Um seine rechte Hand hatte Dennis eine Feenfalle geschlungen, aus der goldglitzernd Strafschleim quoll. Ich hatte richtig vermutet. Fee brauchte nicht besonders schlau zu sein, um zu raten, was er von mir wollte. Aber weder hatte er Wünsche frei, noch ich einen Zauberstab. Er würde lebenslang vor sich hin glibbern. Dieser Strafschleim zehrte den Körper aus. Zauberstabdiebe lebten meist nur noch wenige Sommer nach ihrer Tat. Ein elendes Siechen, das der Junge Dennis nicht verdient hatte. Weiterlesen

Verräterin –Julian und Cardámine 49

Dinge gehen vor im Internet … Der Schweinehund der Frau Stachelbeermond hat dem Vernehmen nach Aethusa von irgendwelchen Pralinenpapierflügeln befreit und wird sie demnächst zum Essen ausgeführen. Ich hoffe das artet nicht in irgendwelche Dummheiten aus, denn Aethusa wird hier ziemlich bald ziemlich dringend gebraucht werden.

Nicht, dass das Ganze unvorhergesehene  Eigendynamik entwickelt, damit hat die Geschichte schon Erfahrung: Es war ja nur eine „Feengeschichte für Jungs“ bestellt worden, so für einen gemütlichen Vorleseabend oder so … Weiterlesen