Jakobs Schicksal (ABC-Etüde)

Das Schwein kommt im strömenden Regen, gerade als der Jakob eine raucht.

Das Schwein kommt durch die Gartenpforte getrottet , die hat der Pflegedienst mal wieder offen gelassen.

Das Schwein guckt den Jakob an und da ist es schon ganz gut, dass es für den Jakob ein Tag ist, an dem er beschlossen hat, sich über nix mehr zu wundern. Seit dem Aufstehen guckt er durch den Fernseher nach Lützerath und denkt, er sollte vielleicht dort sein aber der Daniel kommt später. Aus zwei Tagen sind vier geworden und die Jenni, die tut den ganzen Tag die erstaunlichsten Dinge, gerade hat der Jakob die Topflappen aus dem Kompost gefischt.

Die Jenni kann man nicht alleinlassen.

Und nach Lützerath wäre der Jakob wahrscheinlich auch so nicht gefahren.

Das tropfende Schwein kommt zu ihm unters Vordach.

Der Jakob hatte gar nicht gewusst, dass Schweine so groß sind, er drückt die Kippe aus und guckt sich das Schwein durchs Fenster an.

Die Jenni hat schon wieder den Rock ausgezogen, mit dürren welken Beinen und Windel stellt sie sich neben ihn und sagt Junge, das Schwein muss gefüttert werden.

Früher war der Daniel sein bester Freund und die Jenni seine Tagesmutter, er hat sie lieber gehabt als seine eigene Mama.

Er schickt dem Daniel eine SMS Hält hier jemand Schweine?

Dann wirft der Jakob etwas Brot aus dem Fenster und beschließt den Tierschutzverein anzurufen.

Im Fernsehen kommen jetzt die Lokalnachrichten, ein Schwein ist von einem Schlachttransport entflohen, hat einen Golfplatz verwüstet und ist seither verschwunden.

Fluchtsieger!, sagt der Jakob anerkennend zu dem Schwein und stellt ihm Wasser hin.

Jenni sagt: Guter Junge.

Er sieht die SMS vom Daniel, drei Fragezeichen, drei Smileys und morgen schaffe ich es noch nicht, du bist ein wunderbarer Freund.

Da begreift der Jakob, das Schwein wird sein Schicksal sein.

Auch im Jahre 2023 stellt Christiane uns unsere wunderbare Etüdenspielwiese zur Verfügung. Tausend und noch mal tausend Dank dafür. Und dem Etüdenerfinder Ludwig Zeidler für seine interessante Wortspende Fluchtsieger – füttern – wunderbar.

Auch wenn die Erschöpfung der letzten Wochen mir noch gewaltig in Körper und Seele sitzt, habe ich es endlich wieder geschafft mitzumachen.

Die wahre Geschichte von dem flüchtigen Schwein, das auf dem Golfplatz allerdings nur gesichtet wurde, ehe es endgültig verschwand, habe ich mal irgendwo gelesen, on-oder offline — ist ja eigentlich auch egal.

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14 Gedanken zu “Jakobs Schicksal (ABC-Etüde)

    • fundevogelnest Januar 16, 2023 / 8:23 pm

      Interessant, süß war so ziemlich das letzte was ichbeim Scheiben im Sinn hatte, danke für diese spannende Rückmeldung.

      Gefällt 1 Person

  1. Olpo Olponator Januar 15, 2023 / 11:32 am

    Och jaaa … Lieber Gott, laß das Nutschi bitte einem Jakob zugelaufen sein und nicht einem Eisbeinliebhaber… solche Verluste kann die Gesellschaft leicht verkraften und sie tun jenen gut, die in ihr gefangen sind…

    Gefällt 2 Personen

    • fundevogelnest Januar 16, 2023 / 8:27 pm

      Eine der mich inspirierendsten Autorinnen ist Novella Carpenter und ihre Ghosttownfarm.
      Seit ich ihrem Bericht über die Aufzucht zweier Schweine mitten in Oakland gelesen habe, weiß ich nicht so recht was ich dem Jakob wünschen soll.

      Gefällt 2 Personen

      • Olpo Olponator Januar 17, 2023 / 10:08 am

        Oups … an die praktische Seite des Samaritergedankens hab ich nicht gedacht – wie die meisten Träumer, wenn sie von einem Archipel Paradies lesen…

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  2. Christiane Januar 15, 2023 / 11:39 am

    Fasst mich immer wieder an, diese Mischung aus Verzweiflung und Skurrilität, Menschlichkeit und Liebe.
    Was für eine wunderbare Idee, das Schwein dort vor die Tür geraten zu lassen. Möge ihm ein langes, erfülltes Schweineleben beschert sein.
    Mittagskaffeegrüße ⛅🛋️☕🍪

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    • fundevogelnest Januar 16, 2023 / 8:30 pm

      Das Leben ist oft erstaunlich skurril, meins jedenfalls.
      Zum Schwein siehe mein Kommentar an Olpo. sie fressen wohl entsetzlich viel.

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  3. Myriade Januar 15, 2023 / 3:57 pm

    Ich sehe diesmal eher die skurrile Seite, nahe am Slapstick : eine halbnackte alte Frau in Windeln und ein abenteuerlustiges Schwein und dazwischen der Jacob. Gefällt mir sehr!

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  4. gkazakou Januar 16, 2023 / 2:38 pm

    Zu schön dieser letzte Satz: „Da begreift der Jakob, das Schwein wird sein Schicksal sein.“ Daher wohl der Ausdruck: „Schwein gehabt“?

    Gefällt 1 Person

    • fundevogelnest Januar 16, 2023 / 8:33 pm

      Am Ende der Geschichte vielleicht schon. Ich fürchte erstmal wird es kompliziert.

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