Und sonst so?

Ein Nest ist von Natur aus ein Zuhause auf Zeit, bei manchen Spezies dauert die Jungenaufzucht länger bei anderen kürzer. Aber am Ende sollte das Nest ein Ort sein, den man hinter sich lässt.

Bei zwei von dreien ist ist hier nun der Zeitpunkt gekommen, sie streben fort. Wem wird es zuerst gelingen seine Flügel über den Nestrand zu schwingen? Was ist das zehrendere Unterfangen: Zu zweit eine Wohnung auf dem freien Markt einer Großstadt zu finden oder einen Platz in einer betreuten Wohngruppe? Das Rennen ist offener als ich erwartet hatte. Und lehrreich mal wieder, was man so alles wissen könnte über Eingliederungshilfe, Grundsicherung, Wohnformen, da hatte ich mir bisher nicht übertrieben viele Gedanken drum gemacht.

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Kein Applaus (ABC-Etüde)

Die gelben Kittel knistern bei jeder Bewegung. Ehe das Zimmer halb fertig ist, rinnt einem der Schweiß unterm Plastik den Rücken hinunterIrgendwas liegt da, nicht das übliche Verpackungszeugs, das die Schwestern erstaunlich achtlos auf den Boden fallen lassen. Das Faceshield macht die Vorzüge der Gleitsichtbrille zunichte. Abnehmen soll man das sperrige Ding lieber nicht. Seit ich fertig geimpft bin, habe ich allerdings nicht mehr solche Panik, weil dann ist es wohl mehr wie eine Erkältung.

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Eine Bienenkönigin fährt Bahn

Die Erpel sind so heftig damit beschäftigt gegeneinander zu kämpfen, dass man auf dem Weg an der Au Gefahr läuft über Kontrahentenknäuele zu stolpern. Die Amseln sind auch nicht besser, klären ihre Angelegenheiten aber in der Luft.

Das Ganze fühle sich nicht nach 19. Januar an, sondern eher nach 19. Februar, wenn nicht gleich nach 19. März und die Frau Fundevogel bekommt einen akuten Hornveilchenkaufanfall. Der Baumarkt, der für ein einziges Exemplar 2,39 Euro haben möchte, lässt sie noch mal innehalten, aber auf dem Wochenmarkt kosten sie soviel wie sie im kalendarischen Frühling vermutlich auch noch kosten werden.

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Eine kleine Decke (ABC-Etüde)

Da manche von Ihnen das gern vorher wissen; Es ist eine durchaus traurige Geschichte, denn sie erzählt vom Tod zur Unzeit.

Tage hat sie gebraucht, um überhaupt dieNummer zu wählen, beim ersten Versuch dann was von verwählt genuschelt und rasch aufgelegt.

Nun aber ist sie unterwegs zu Frau Fabian, die große Einkaufstasche prall gefüllt mit Neles Sachen, samtene Strampler, naturfarbene Wollhemdchen, geringelte Bodys, der kleine Pulli mit Weihnachtsmotiv, gekauft für ein Fest, das es nie gab. Wegwerfen wäre unverzeilich, die Tasche ewig stehen lassen eigentlich auch, denn sie muss ja weiterleben. Muss. Irgendwie uneingestanden will sie es sogar, ist doch noch keine dreißig und kann nicht Jahrzehnte verbringen mit einer Tasche voll Samtstramplern, Wollhemdchen und einem winzigen Weihnachtpulli.


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