Eine bürgerliche Frau des 20.Jahrhunderts (ABC-Etüde)

Die Wörterspende dieser Etüdenrunde ist etwas Besonderes, dergl gab ihren Spendenaufruf weiter an drei Personen. Das Team dergl spendete:

Malkasten

torpedieren

gleitend

Die ungewöhnliche Kombination von Malkasten und torpedieren brachte bei mir sofort etwas zum Klingen, ließ mich aber zögern, denn es ist immer so eine Sache über jemanden zu schreiben, den es wirklich gibt oder gab, zumindest wenn der Text keine Hommage ist. Daher betone ich: Dies‘ sind meine Erinnerungen und Interpretationen, nicht mehr und nicht weniger, wie sie hieß, wo das Dorf und die kleine Stadt liegen und woher ich sie kannte, ist unwichtig für den Text.

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Das Rauschen in den Kronen

Der Kleine Fundevogel schläft schnuffelnd unter seiner Marienkäferlampe, die Spülmaschine brummt dezent vor sich hin. Die Großen sind nicht da.

Ich trete auf den Balkon, fülle die Vogeltränke, gieße die Kräutertöpfe, hänge Wäsche ab und Wäsche auf, wie die Gezeiten über einen alten Stein im Wattenmeer laufen die Wäschestücke regelmäßig durch meine Hände, auf den Wäscheständer und wieder herunter, Ebbe und Flut, Aufhängen und Abhängen bis in alle Ewigkeit.

Es rauscht, nicht die Gezeitenwäsche ist das, die Baumkronen rauschen, die Baumkronen, die unser Nest so kuschelig umgeben, als hätten wir es wirklich in die Äste hineingebaut zwischen Hainbuchen, Spitzahorn, Ahlkirsche und Weißdorn. Endlich rauscht ihr volles Sommerlaub wieder im Winde. Ohne dass es mir bewusst war, fehlte mir dieses Geräusche den ganzen blattlosen Winter lang wie die Schreie der Mauersegler. Weiterlesen

Ins Schwärmen geraten …

… sind wir am vergangenen Wochenende.

Erst war der Samstag so ein Tag gewesen, den man am liebsten schnell verstreichen sähe. Irgendwie Halsschmerzen, ohne krank zu sein, ein Huhn, das auch nicht krank gewesen war, sondern plötzlich tot auf seinen Eiern lag, quengelige, streitlustige Kinder, betrüblich, unentschlossen, missgelaunt wie manche Tage halt sind.

Jetzt aber doch noch raus, beschließe ich gegen 17 Uhr, sonst werden wir hier alle vollends unleidlich. Dann fiept das Telefon, will eine SMS loswerden, die Nummer kenne ich nicht. Hallo, neben der Eissporthalle hängt ein Bienenschwarm im Baum, vielleicht sind es auch Wespen LG … Weiterlesen

Schreimutter

In unseren Haushalt hat sich ein Buch („Schreimutter“ von Jutta Bauer, erschienen bei Beltz&Gelberg) geschlichen. Ich finde die Geschichte schrecklich, aber der Kleine Fundevogel möchte sie dauernd vorgelesen bekommen:

Eine Pinguinmutter schreit ihr Kind so heftig an, dass es auseinanderfliegt. Die einzelnen Körperteile fliegen in alle Himmelsrichtungen, landen im Meer, im Dschungel, sogar im Weltall. Nur die Füße sind noch da und rennen verzweifelt los –  ohne Augen, die sehen könnten, ohne Schnabel, der um Hilfe schreien könnte, nicht einmal Flügel hat er mehr, mit denen er ängstlich flattern könnte.

Schreimutter sammelt alle Teile ein, näht ihr Kind wieder zusammen und sagt „Entschuldigung“. Damit soll alles wieder gut sein. Flügel in Flügel stehen sie sichtbar vergnügt an der Reling eines irgendwie fliegenden Schiffes. Als sei nichts geschehen.

Ausgezeichnet mit dem Deutschen Jugendliteraturpreis.

Mir schnürt es beim Lesen den Hals zu.

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Mauerseglertag

Endlich ist sie da, die erste grazile halbmondförmige Silhouette vor lila Regenwolken. Erhaben kreisend über dem normalen Elster-Meisen-Ringeltaubenverkehr, der sich in der Höhe unseres Zuhauses zwischen den Baumkronen abspielt. Wie kleines Gewusel müssen wir von ihrer Höhe aus wirken. Kühn segelnd, Kinder der Lüfte, die beim Fliegen schlafen und sich im Flug paaren können, Körper gewordene Eleganz.

Keinen Mauersegler wird interessieren, dass sein bloßer Anblick für mich reines Glück ist. Jahr für Jahr fange ich spätestens am 29.April, meinem Geburtstag, an in die Luft zu starren, da muss doch irgendwo … Noch bin ich gegen keinen Laternenpfahl gerannt, aber ein bisschen komisch sieht sie bestimmt aus, dieses Frau, die da in der Luft nach irgendetwas sucht, als hätte sie es verloren. Weiterlesen

Karen trägt kein Kleid (ABC-Etüde)

 

Wieder nährt sich eine Etüdenrunde der Zielgeraden. Schwer habe ich mit Agnes Podczeks Wortspende getan, die

Kartoffeln mundeten wohl, aber zu

bevormunden oder gar

anzüglich

mochte sich lange keine Geschichte einstellen, nun ist sie da, grausam irgendwie, wehmütig auch und einzig die Frau Kaethe ist nach dem Leben geschrieben.

Es dauerte lange bis ich mich wieder mit Anthroprosophen einließ – und dann habe ich ein paar wunderbare Menschen kennengelernt, ganz ohne Kleid. Weiterlesen

Ein Falterknicks

Laut der Internetseite von Thomas Radetzki wurde die von ihm gestartete Petition an den Deutschen Bundestag gut 70.000 mal unterzeichnet. Der Petitionsausschss des Bundestages ist hiermit verpflichtet sich mit der gründlicheren und realitätsnahen Überprüfung neuer Pestizide auseinanderzusetzen.

Das ist ein erster Schritt. Ich werde an „meine“ Bundestagsabgeordnete (die hat schon öfter Post von mir bekommen) schreiben und sie bitten sich dieser Petition anzunehmen. Weiterlesen