Nächtlich — Julian und Cardámine 33

Für alle, die jetzt erst einsteigen: Hier fängt die Geschichte an und geht dann fortlaufend nummeriert weiter:

Imke Schröter hatte abgeschlossen!

„Wann hat Mutter denn den Schlüssel wieder gefunden?“,

Pamina versuchte das quietschende, verzogene Küchenfenster möglichst geräuschlos aus seiner Dauerkippstellung zu holen. Lemna, die Minifee, schwirrte wie eine aufgeregte Pferdefliege um Paminas Kopf. Immer auf der Suche nach Stimmung kam Kaiser in die Küche getrabt. Als er die Fee sah, kläffte er los. Weiterlesen

Gewölle — Julian und Cardámine 32

Endlich ist der Regen da. Und Cardámine wird es auch bald besser gehen.


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Mein Körper fühlte sich an, als habe ein käfersuchender Specht ihn mit dem Schnabel bearbeitet. Immer noch war mir übel, pausenlos flossen Tränen aus meinen lodernden Augen. Diese Beschwerden würden vergehen, Ortigas Bann war ganz und gar von mir genommen. Nur die Steinangst weigerte sich abzusinken, zäh wie ein Algenteppich im Hitzesommer lag Panik auf meinen Gedanken. Immer noch fühlte ich eisiges Pfützenwasser an mir hochsteigen. Nur eine schmale Mädchenhand hatte mich gerettet vorm feenzugedachten Tod. Weiterlesen

Mitternächtliches

Gegen Abend nun fängt es endlich an zu regnen, sehr, sehr zaghaft noch und keineswegs ausreichend. Das erleichterte Seufzen von Gras und Bäumen bilde ich mir bestimmt nur ein. Der Duft aber ist einer der geliebtesten. Petrichor heißt das — habe ich beim Bloggen gelernt. Nachdem der Große Fundevogel und ich, mal mit der Materie, mal eher miteinander ringend, die Matheaufgaben besiegt und ich das Durcheinander in Küche und Diele halbwegs beseitigt habe, hält mich nichts mehr. Ich vertraue das schlafende Fundevögelchen seinem Bruder an, schlüpfe in die Schuhe und laufe los, einmal um den (Feen-)Teich, sauge Petrichor in meine Lungen, dazu den Duft der blühenden Ahlkirschen, zu frühen Weißdorns und Flieders. Genieße jeden Tropfen in meinem Gesicht. Weiterlesen

Minifee- Julian und Cardámine 31

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Schröters waren erstaunliche Eltern. Was hätte Jo gemacht, vor allem, was hätte sie gebrüllt, wenn Dennis spätabends im Joromo gestanden und einen Fernseher zum Kreischen gebracht hätte? Bei ihnen zu Hause konnte man natürlich nicht einfach hineinspazieren. Imke und Wolfgang vergaßen so gut wie immer die hintere Küchentür abzuschließen. Jos besorgtes Vortragen der Einbruchsstatistik hatte Wolfgang nur ein besonders breites Grienen entlockt. Weiterlesen

Autofahrt — Julian und Cardámine 30

Der Kleine Fundevogel ist großer Pippi-Langstrumpf-Fan und ein Sachensucher ersten Ranges. Fünf kaputte Staubsauger stapeln sich in unserem Schrebergarten, zwei schrottreife Puppenwagen, ein ebenso schrottreifer Fahrradanhänger, ein Koffer und das ist noch längst nicht alles. Heute brachte er voller Stolz einen offensichtlich benutzten Mundschutz, „kann ich gut gebrauchen, dann habe ich zwei“, — aaaargghh — ich finde ja 150 Euro Strafe für das Verweigern eines Mundschutz im öffentlichen Raum arg überzogen, zumal die Wirksamkeit ja überschaubar ist, aber für das nachlässige Entsorgen vollgerotzten Mundschutzes im öffentlichen Raum fände ich 1500 Euro Strafe gerade mal genug. Über diese Infektionsquelle hat sich wohl niemand so recht Gedanken gemacht.

So das musste einfach raus, nun zu Filipendula auf ganz besonderer Mission:

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Bannzauber — Julian und Cardámine 29

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„Und nun?“

Was für ein abscheulicher Zustand. Nicht mal die Augen schließen konnte ich, es war, als habe eine grausame Näherin meine Lider aufgerollt und festgesteppt. Trotz allem musste ich eingenickt sein, auf diesem seltsamen, glatten, harten Lager, auf dem Pamina, die Retterin, uns abgelegt hatte.

Erschrecken, ohne zusammenzucken zu können, tat beinahe weh. Völlig unerwartet sprach Rosa direkt in mein Ohr: „Cardámine, hörst du mich? Gib mir irgendein Zeichen.“ Weiterlesen

26.April 1986

P1050087

Gedenkstein am Atomkraftwerk Brokdorf

aufgestellt von den Basisgemeinenden Schulau und Wulfshagenerhütten und offensichtlich von allen respektiert


Ich will diesen Tag nicht vergessen.

Mich erinnern, in diesem Jahr nicht in der Gemeinschaft am Atomkraftwerk am Elbdeich, diesem verqueren Sehnsuchtsort, sondern in einem Frühjahr, das ohne Traditionen überstanden werden muss. Wieder aus dem Rhythmus des Jahres gefallen, wieder Angst vor einer unsichtbaren Gefahr, ein bisschen wie damals und doch ganz anders. Weiterlesen

Wetterbericht — Julian und Cardámine 28

Die gestrige Wolke hat keinen Regen dagelassen und alle heutigen auch nicht. Die Dürre mobilisiert mehr Nachtgespenster als dieses ganze Coronadrama.

Der Kleine Fundevogel schleppt tütenweise abgefallene Blütenblätter der Japanischen Kirsche  in seine Spielküche, es gab Blütenlasagne und Blütenkaffee, die ganze Terrasse ist rosa getüpfelt im „Café Fee“.

Kurz danach hat er sich so geärgert, dass er sein Laufrad nach mir geworfen hat. Nun ist es kaputt – ich aber nicht.


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Weiße Mäuse – Julian und Cardámine 27

Wolken, viele dunkle Wolken ziehen über den Himmel, ich hoffe sie ringen sich durch etwas Regen dazulassen, die Dürre macht mich schon wieder viel unruhiger als die Seuche.


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Missgelaunt ließ Herr Börner sich in seinen Fernsehsessel fallen. Geübt öffnete er mit einer Hand die vorletzte Dose der täglichen Ration, die er auf so unerklärliche Weise bei „Radio Gut Drauf“ gewonnen hatte. Er konnte sich mit dem besten Willen nicht erinnern, jemals bei einer dieser „Ruf-an-und-Gewinn-Sendungen“ mitgemacht zu haben. Weiterlesen

Matricaria — Julian und Cardámine 26

Irgendwann als ich die Geschichte von Julian und Cardámine fertig hatte, las ich das bezaubernde Buch „Tintenherz“ von von Cornelia Funke und erschrak: Auch hier waren die Feen blau und lebten in kugelförmigen Nestern. Das sah nun aus wie geklaut. Aber Cardámine und ihre Freundinnen widerstanden hartnäckig allen Umfärbeversuchen meinerseits. Feen sind eben einfach blau -da hat Frau Funke schon recht. Weiterlesen