Voll unnett


Warnung: Dieser Beitrag enthält deutliche Spuren schlechter Laune! Und ist vielleicht ganz bestimmt auch nicht ganz ausgewogen.

Wir laufen dann endlich wieder zur U-Bahn, der kleine blaue Elefant in den Händen des Kleinen Fundevogels, schlägt im Rhythmus unserer Schritte einen Salto nach dem anderen.

Die war aber voll unnett, sagt der Kleine Fundevogel.

Hm, denke ich, nett war sie eigentlich.

Ich dagegen war bestenfalls noch gut erzogen.

Da zerrt man also nach zehn Monaten Wartezeit überpünktlich, obwohl auf dem Krankenhausgelände verirrt, einen widerstrebenden nur durch eine restlose entleerte Trickkiste irgendwie bewegten Kleinen Fundvogel zum Vorgespräch ins Koboldkrankenhaus., den Ausdruck mit den vorbestellten Blutwerten und einen EKG-Befund wie erwünscht im Gepäck.

Ach Sie haben im Fragebogen angegeben, das Kind läuft weg? Also wir sind ja keine geschlossene Station, auch wenn Sie sagen, das letzte Mal sein schon fast ein Jahr her.

(An dieser Stelle berichtet der Kleine Fundevogel strategisch (un)günstig strahlend von der letztwöchigen Elektroscooterkaperung, danach legt er den Kopf wieder auf den blauen Elefanten und überlässt die Kommunikation den Erwachsenen).

Ja, ich weiß dass Sie das Kind begleiten werden, aber auch auf Ihre Verantwortung eigentlich nicht nicht. Also ich müsste das mit der Station abklären.

Und wie ist das mit den Wutausbrüchen? Also bei Kindern über zehn kann das die Station eigentlich nicht mehr leisten, das müsste ich abklären. Da müssen Sie Verständnis für haben. Eigentlich wollte ich ja die Therapeutin der Station bei unserem Gespräch dabei haben, aber die hat Urlaub wissen Sie.

Nein, weiß ich nicht, ich habe diesen Termin nicht vorgeschlagen, ich weiß aber, dass auf der Website Störung des Sozialverhaltes ganz oben auf der Liste der Behandlungsindikationen für Sechs- bis Vierzehnjährige steht und wir bringen hier eine Störung des Sozialverhaltens de luxe mit.

Als ich ihr dann noch sage, dass die Schule, die sie uns nahelegt, genau die ist, die uns vorletztes Jahr gekündigt hat, wird das Gespräch zäh.

Ich und vor allem der Kleine Fundevogel fahren mit dem Gefühl nach Hause selbst für die Kinder-und Jugendpsychiatrie zu auffällig zu sein. Das kann doch für die Gesundheit so einer kleinen gescheuchtenSeele nicht gut sein. Und es passiert so oft, meistens nehme ich zu solchen Terminen genau deswegen immer einen Babysitter mit, aber weil unser aktueller Herr AuPair auch das Handtuch geschmissen hat, war das gerade nicht möglich. Und ich hatte von einer Kinder- und Jugendpsychiatrie auch anderes erwartet, Menschen die das Kind kennenlernen wollen. und es nicht am Katzentisch mitbekommen lassen, dass es nicht erwünscht ist.

Was das Kind bei diesem Gespräch, das genauso gut am Telefon hätte stattfinden können, überhaupt sollte, erschließt sich mir nicht und genau das werde ich die Dame fragen, wenn sie das nächste Mal anruft.

Auch warum ich mein Kind zu Blutabnahme und EKG mühseligst überredet habe.

Das Leben mit dem Kleinen Fundevogel ist ziemlich anstrengend, besonders wenn an mit ihm zu einem bestimmten Zeitpunkt an einem anderen Ende der Stadt sein muss, während die Sonne scheint, wenn man stattdessen entspannt Kettcar fahren und in der Erde wühlen könnte.

Eigentlich hätte eine schriftliche Absage nach Einreichung der Fragebögen gereicht. Das hätte gut zu dem Ratschlag gepasst, den ich zum Abschied bekam: Frau Fundevogel, sehen Sie zu dass sie Entlastung bekommen

die Maus und der Elefant aus der Sendung mit der Maus als Plüschtiere auf einem Hlzregal

Verlässliche Helfer – voll nett.

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10 Gedanken zu “Voll unnett

  1. puzzleblume März 20, 2024 / 4:18 pm

    Uff. Dass bei dem so unnötig scheinenden Akt noch irgendetwas Positives im Nachklapp herumkommt, ist wohl nicht zu erwarten?

    Gefällt 2 Personen

    • fundevogelnest März 20, 2024 / 8:42 pm

      Keine Ahnung, vielleicht meldet sich jemand von der Station ja wirklich noch und wir finden einen gangbaren Weg.
      Meine Gesprächspartnerin gehört zum ambulanten Bereich und wäre nicht die behandelnde Ärztin, das hätte glaube ich wirklich keinen Sinn.

      Gefällt 1 Person

  2. kommunikatz März 20, 2024 / 4:23 pm

    Das klingt wirklich wahnsinnig frustrierend. Aber wenn sie sich positiv auf die Waldorfschule beziehen, haben die eh irgendwie ihre Hausaufgaben nicht gemacht. Wenn die ganze Klinik so ist, wie die Person, mit der Du gesprochen hast, wäre das wohl eh kein sinvoller Ort für Euch. Aber jeder Anlauf, den mensch mit viel Energieaufwand macht und der dann dermaßen sinnlos abschmiert, demotiviert für den nächsten Anlauf umso mehr, und die Möglichkeiten werden eben auch immer weniger, je mehr mensch schon versucht hat 😦 Ach mensch, so ein Scheiß. Fühl Dich gedrückt, wenn Du magst!

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    • fundevogelnest März 20, 2024 / 8:54 pm

      Ich weiß auch nicht, vielleicht sollte ich beim nächsten Mal einfach was von ADHS und Schulschwierigkeiten murmeln und den Rest als Überraschungspaket mitbringen- aber eigentlich kann das ja nicht der richtige Weg sein.
      Mein Energieaufwand ist das eine – der für den Kleinen Fundevogel , dessen psychische Belastbarkeit eh schon minimal ist, hängt uns tagelang nach und frisst noch weitere Energiemengen, weil der ja nicht durchhängt, sondern durchdreht.
      Ich kenne einige Eltern von Kindern mit FASD die mit dieser Waldorfschule hoch zufrieden sind, vielleicht hat sie einfach diese Erfahrung weitergegeben, wenn es das allein gewesen wäre ….

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      • kommunikatz März 21, 2024 / 9:00 am

        Hoffentlich war es unreflektierte Erfahrungsweitergabe. Fundiert kann
        niemand eine solche Empfehlung ernsthaft geben. Und ja, den
        durchdrehenden kleinen Fundevogel hatte ich in den Energieaufwand für
        Dich eingepreist, aber für ihn selbst ist es natürlich auch unglaublich
        anstrengend und frustrierend, also ganz sicher nicht hilfreich auf
        voller Linie 😦

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  3. piri März 20, 2024 / 6:06 pm

    Frau Fundevogel, sehen Sie zu dass sie Entlastung bekommen – das sind immer die schönsten Sprüche! Wenn man nicht schon am Ende ist, gibt einen das noch den Gnadenstoß. Und ernsthaft; ich könnte dabei kotzen.

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  4. gkazakou März 21, 2024 / 10:35 am

    Du wirkst sehr verhalten in deiner Kritik, weniger empört als erschöpft. Kein Wunder. Der letzte Satz ist der Hammer.
    Was geschähe denn – rein theoretisch -, wenn du die Pflege nicht mehr weiterführen würdest? Was würden die Behörden mit dem Fundevogel tun? Wo würden sie ihn unterbringen?

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    • fundevogelnest März 22, 2024 / 8:54 am

      Liebe Gerda, deine Frage habe ich jetzt aus gegebenen Anlass umfangreich in meinem nächsten Beitrag beantwortet.

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