Die Widmung (ABC-Etüde)

Manon war die mit dem großen, knallrot geschminkten Lachen, das in jede Ecke des Schulgebäudes drang, die, die jeden mit jeder verkuppeln konnte und Lehrer das Fürchten lehrte, denn wenn sie beschloss, dass einer von ihnen fragwürdig war, wurde er das nimmer los.

Sie war als eine der ersten tätowiert und ihre Klamotten zeigten deutlich, auch taschengeldmäßig konnte nicht jede eine Manon sein.

Nike und ich drangen nie in ihre Clique vor, deshalb beschlossen wir, dass sie oberflächlich und dumm sein musste.

In der Neunten. stieß Lena zu uns, die ihr Haar noch in Zöpfen trug, lange bevor Greta so die Titelseiten füllte. Still und genügsam wirkte sie, keine mit dem Hauch einer Chance in Manons inneren Zirkel vorzudringen.

Doch die beiden verbrachten von Tag zu Tag mehr Zeit miteinander. Manons Bewunderinnen bröselten auseinander..

Schülerinnen und auch Lehrer wurden zu gebannten Voyeuren einer Freundschaft, die eigentlich keine sein konnte. Viele angenehm gruselnde Abgründe fielen Nike und mir ein, wie Lena solche Macht über unsere Königin erlangt haben konnte. Oder wahlweise wie Lena sich Manon als devote Sklavin ergab.

Wir wurden der erste Jahrgang, der Abi und Abiball online absolvieren musste und verloren einander rasch aus den Augen.

Nur zu Nike habe ich noch Kontakt. Im ersten Moment stutze ich, als sie mich zu einer Dichterinnenlesung zum Weltwassertag einlädt – mit so etwas beschäftigen wir uns normalerweise nicht.

Die Zöpfe sind ab, beider Lippen nun mohnblumenrot, Lena liest Manons Texte, Manon Lenas, poetisch, politisch, scharfsinnig und kämpferisch beschreiben sie die Schönheit und Bedrohtheit des Elements ohne das es keine Lebendigkeit gäb.

Lena spielt zwischendurch auf der Harfe. Manon singt.

Etwas zögernd kaufen wir ihre Bücher, immerhin kann man dazu sagen, die waren mal in meiner Klasse.

In herzlicher Erinnerung an Jahre voller Missgunst und Lästerei, signiert Manon mein Exemplar.

Der Weltwassertag ist am 22.März, ich bin mal wieder etwas im Verzug, aber eine Dichterinnenlesung zu dem Anlass könnte ja auch am nachfolgenden Wochenende stattfinden.

Werner Kastens mit seinem vielseitigen Staubfilter der Zeit verdanken wir die inspirierende Wortspende (Dichterlesung, verkuppeln, genügsam) und Christiane, dass der Spaß am Etüdenschreiben inklusive des gewohnten Service (Wir müssen nur noch schreiben, schrieb Bettina mal so treffend) uns weiterhin erhalten bleibt.

Das ist mir doch eine große Freude! Danke.

Der Kleine Fundevogel hat inzwischen auch die Etüdenlust für sich entdeckt. Schreiben klappt noch nicht wirklich, also mündlich. Ich wünsche mir drei Wörter und los geht es, sehr drastisch und dramatisch oft, da klingelt doch ein Krokus an unserer Wohnungstür und richtet ein Gewehr auf un , um irgendetwas zu erpressen. Nach dem der Kleine Fundevogel eine Torte auf ihn geworfen hat , steht das ganze Treppenhaus voller bewaffneter Krokusse (ich habe nachgefragt: originalgroß), zum Glück erbarmten sich die Beete und sammeln die renitenten Frühblüher wieder ein.

Ich freue mich immer über Likes und Kommentare zu meinen Texten, muss aber darauf hinweisen, dass WordPress.com – ohne dass ich daran etwas ändern könnte — E-Mail und IP-Adresse der Kommentierenden mir mitteilt, die Daten speichert, verarbeitet und an den Spamerkennungsdienst Akismet sendet. Ich selbst nutze die erhobenen Daten nicht (näheres unter Impressum und Datenschutz). Sollte das Löschen eines Kommentars im Nachhinein gewünscht werden, bitte eine Mail an fundevogelnest@posteo.de, meistens werde ich es innerhalb von 48 Stunden schaffen dieser Bitte nachzukommen.